Das Eindampfen und Einsäuern der Kartoffeln

(Vom Direktor der v. Kowalskischen Erziehungsanstalt und Ackerbauschule zu Spitzings Wollermann.) Da die Kartoffelkrankheit in diesem Jahre nach allen Nachrichten so allgemein und so sehr schnell in ihrem Verlaufe ist, so muss es äußerst wünschenswert sein, die Früchte, und namentlich die schon von der Krankheit ergriffenen, so schnell als möglich auszunehmen und zu verwenden. Zu diesem Zwecke empfiehlt sich, außer der Verwendung zur Brennerei, besonders das Eindämpfen und Einsäuern, wie es von dem verstorbenen Landschaftsrat v. Koblanck vor etwa 30 Jahren auf seinem Gute Bärwalde bei Labiau eingeführt und auch nach dessen Tode fortgesetzt wird. Es können auf diese Weise schnell bedeutende Quantitäten beseitigt werden, auch sind dazu keine großen Einrichtungen erforderlich. Es ist dieses Verfahren zwar schon in landwirtschaftlichen Zeitschriften Erwähnung geschehen, und namentlich in den landwirtschaftlichen Jahrbüchern der Provinz Preußen ausführlich beschrieben; indessen hat es bei dem bedeutenden Preise, in welchem die Kartoffeln in den letzten Jahren gestanden, wenig Anwendung gefunden, auch dürfte dasselbe im ganzen noch wenig bekannt sein. Ich erlaube mir daher bei der gegenwärtigen Kalamität dieses Verfahren wieder in Erinnerung zu bringen und hier kurz zu beschreiben: Die Kartoffeln werden, nachdem sie gewaschen worden, gekocht und dann in eine Grube geschüttet und daselbst sogleich fest eingestampft. (Im Tonboden genügt es, eine Grube auszuwerfen; im leichten Boden ist es zweckmäßig, die Seitenwände und den Boden mit Brettern zu verkleiden, weil sich sonst leicht die Erde mit den Kartoffeln mischen würde. In Bärwalde waren die Gruben von 6 Fuß Breite, 10 Fuß Länge und 8 Fuß Höhe mit Ziegeln ausgemauert.) Die Grube muss übrigens eine Lage haben, dass sich kein Wasser in derselben findet. Ist die Grube gefüllt und recht festgestampft, so schüttet und stampft man Kleie oder Spreu oder selbst Erde auf, um den Zutritt der Luft zu verhindern, weil sonst die oberste Kartoffelschicht leicht verdirbt. Nach Verlauf von 2 — 3 Wochen sind die Kartoffeln vollständig durchsäuert und halten sich das ganze Jahr hindurch. Wenn die eingestampften Kartoffeln gut gegen den Zutritt der Luft verwahrt sind, so halten sie sich auch noch länger. Die auf diese Weise behandelten Kartoffeln werden von Schweinen, vom Rindvieh und Pferden (wahrscheinlich auch von Schafen) sehr gern gefressen. In Verbindung mit Schrot, mit Staubmehl oder anderen Mühlenabfällen etc. sind sie ein sehr gutes Mastfutter. In dem oben genannten Bärwalde, wo früher jährlich 600 — 800 Schweine gemästet wurden, begann man in der Regel mit dieser Fütterung, worauf dann die Fütterung mit Erbsen oder Bohnen folgte. Es lässt sich übrigens in jeder, auch der kleinsten Wirtschaft mit Leichtigkeit eine Vorrichtung zum Dämpfen der Kartoffeln, ähnlich wie sie in den Brennereien gefunden wird, mit wenigen Kosten herrichten. Es genügt dazu ein großer kupferner Kessel (sogenannter Waschkessel), wie er in den meisten Wirtschaften vorhanden ist. Auf diesen wird ein kupferner oder auch nur hölzerner Deckel fest angeschraubt oder sonst gut befestigt. In diesen Deckel befestigt man ein Rohr, welches die durch das Sieden des Wassers im Kessel entwickelten Dämpfe in ein hölzernes, zur Seite etwas höher stehendes Gefäß, in welches die bereits gewaschenen Kartoffeln geschüttet sind, führen soll. Zu letzterem kann jede große Tonne benutzt werden, nur muss eine Vorrichtung getroffen sein, die zum Ein- und Ausschütten der Kartoffeln erforderlichen Öffnungen gut verschließen zu können, bevor die Dämpfe in das Gefäß gelassen werden, weil sonst viele Dämpfe verloren gehen und die Kartoffeln nur langsam und ungleich kochen würden. — Bohrt man in das Kartoffelfass noch ein kleines Loch, so kann man vermittelst eines dünnen Stabes leicht untersuchen, ob die Kartoffeln gar sind. Natürlich darf das Kartoffelfass im Verhältnis zum Wasserkessel nicht zu groß sein, sowie überhaupt darauf zu sehen ist, dass in dem letzteren nicht zu wenig Wasser verbleibt. (Annalen des K. Preuß. Land.-Oek.-Kolleg.)
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Alles über die Kartoffeln