Alle bekannten Überschwemmungen St. Petersburgs bis 1825

Autor: Redaktion, Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung, Erscheinungsjahr: 1825
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, St. Petersburg, Wetter, Überschwemmungen, Hochwasser, Sturmflut
Der zweite Teil der Acta der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1777 enthält eine Abhandlung des verstorbenen Akademikers Krafft über die Überschwemmungen in St. Petersburg, besonders die vom Jahre 1777, die stärkste, die man hier bisher erlebt hatte. Ein kurzer Auszug aus dieser Abhandlung wird den Lesern dieser Zeitung ohne Zweifel willkommen sein.

Aus: Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung 1825. Petersburg, den 16. Dezember. 1825

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Die älteste Überschwemmung, von der man Nachrichten hat, fällt in das Jahr 1691, zwölf Jahre vor dem Anfange der Erbauung von St. Petersburg. Man wird leicht vermuten, dass damals nicht daran gedacht ward, die Höhe des Wassers zu messen; indessen sind die Nachrichten, die auf uns gekommen sind, hinlänglich, uns einen Begriff von der Größe dieser Überschwemmung zu geben. Sie erstreckte sich nämlich bis an die, damals noch den Schweden gehörige Festung Nyenschanz an der Ochta, ungefähr fünf Werst weiter aufwärts an der Newa, als die St. Petersburgische Festung. Man hat hieraus berechnet, dass das Wasser der Newa sich zu der ungeheueren Höhe von 25 Fuß über den gewöhnlichen Stand erhoben hat; allein solche Rechnungen sind sehr unsicher, weil sie eine genaue Kenntnis von der Höhe sowohl des damaligen Bodens als des Wasserstandes über den Ufern der Ochta voraus setzen, woran es uns ganz fehlt. Sicherer kann man daraus schließen, dass das Wasser damals zu einer solchen Höhe gestiegen ist, dass selbst die höchsten Teile der Residenz, die jetzt vor jeder Überschwemmung gesichert sind, unter Wasser gestanden haben würden. Merkwürdig hierbei ist, dass, nach der Erzählung der Fischer, die zu jener Zeit die einzige, Bewohner dieser Gegend waren, das Austreten der Newa fast regelmäßig alle fünf Jahre eintraf, da man hingegen in den neuern Zeiten nie eine regelmäßige Periode bemerk hat. So oft diese Fischer durch westliche Stürme vor der drohenden Flut gewarnt wurden, banden sie ihre Hölzernen Hütten an Bäumen fest, und retteten sich auf den 30 bis 40 Werst entfernten Duderofschen Berg. Sie fanden also keinen nähern Punkt, der hoch genug war, um vom Wasser nicht erreicht zu werden.

Die erste Überschwemmung seit Erbauung der Stadt St. Petersburg ereignete sich im Jahre 1715. Sie setzte fast die ganze Stadt unter Wasser, riss alle Brücken fort, und zerstörte die hölzerne Einfassung der Newa, die in der Folge durch einen Kai von Granit ersetzt worden ist.

Den 5. November 1721 stieg die Newa 7 Fuß 4 Zoll über den gewöhnlichen Stand, 1723 den 2. Oktober 7 Fuß 7 Zoll; 1725 den 5. November 5 Fuß 9 Zoll; 1726 den 1. November 8 Fuß 2 Zoll.

Hierauf erfolgten bis 1777 fast in jedem Jahre Fluten, bei denen das Wasser über 3 Fuß stieg. Diejenigen, bei denen das Wasser sich 6 bis 8 Fuß über die gewöhnliche Höhe erhob, und daher einen Teil der Stadt wirklich überschwemmte, ereigneten sich in den Jahren 1729, 1744, 1752 , 1756 , 1757, 1759, 1762 , 1763, 1761 1777, und zwar alle in den vier letzten Monaten des Jahrs; einige von ihnen zeichnen sich durch merkwürdige Umstände aus. Am 9. September 1744 des Morgens fiel, bei einem starken Ostwinde das Wasser so sehr, dass die Kanäle in der Stadt fast bis auf den Boden trocken waren; Nachmittag aber drehte sich der Wind nach SW, und ward zu einen Sturm, der in der Nacht eine große Überschwemmung verursachte.

Im Jahr 1752 stand das Wasser über 6 Fuß hoch am 22., 25., 26., 28. Oktober und am 11. Dezember; am 23. Oktober behielt das Wasser diese Höhe den ganzen Tag, obgleich der Wind beinahe ganz nachgelassen hatte; später erfuhr man, dass indessen ein Sturm aus SW. in der Ostsee gewesen war. 1764 stand das Wasser vier Tage lang (den 13. bis 22. November) 7 bis 8 Fuß hoch bei gänzlicher Windstille. Die Überschwemmung hatte nämlich diesmal eine ganz andere Ursache, als es gewöhnlich der Fall ist. Das Treibeis hatte sich an der Mündung der Newa angehäuft, und sie dermaßen verstopft, dass das Wasser nicht abfließen konnte; die Folge hiervon war, dass die kleine Newa und die Fotanka, deren Mündungen vom Eise frei waren, nicht aus ihren Ufern traten, und dass die Überschwemmung nur die Ufer der großen Newa und der Moika traf. Dieselbe Ursache hob die Newa im folgenden Jahr, den 24. bis 26. November 5 1/2, Fuß hoch, obgleich ein starker NO Wind blies.

Durch keine Überschwemmung hatte Petersburg bisher so viel gelitten, als die im Herbst 1777, die um so schrecklicher war, da sie in der Nacht einbrach; und man weiß, was eine regnigte, stürmische Herbstnacht in unserem Klima sagen will. Am 9. September und in der Nacht auf den 10. stürmte es aus SW, und das Barometer fiel in dieser Zeit um beinahe 1 Zoll, bei Regen und einer Wärme von 6 Grad Reaumür. Den Morgen um 6 Uhr hatte das Wasser seine größte Höhe von 10 Fuß 6 Zoll bei der Admiralität erreicht; in Kronstadt stand es 3 Fuß niedriger. Die große Ähnlichkeit aller Umstände bei dieser Überschwemmung, und derjenigen, die wir am 7. d. M. erlebt haben, ist auffallend. Bei beiden waren die Richtung des Windes, der Stand des Barometers und des Thermometers fast die nämlichen; das Wasser stieg anfänglich langsam, aber im Lauf einer Stunde mit einer Schnelligkeit, die jede Rettung erschwerte, und zu einer Höhe, die fast in allen Teilen der Stadt die schrecklichsten Verwüstungen anrichtete; am meisten litten Waßilji-Ostrow und die Peterburgische Seite. Als um Mittag am 10. September 1777 die Straßen wieder trocken waren, sprangen in mehreren Teilen von Waßilji-Ostrow aus dem schwammigen Boden Fontainen hervor, und durch die Untergrabung der Fundamente waren im Pflaster der Straßen, und in den Mauern einiger Häuser Spalten entstanden, wie nach einem Erdbeben. Bei Schlüsselburg zeigte sich in der Newa eine ganz entgegengesetzte Bewegung: zu der nämlichen Zeit, und bei demselben Winde fiel das Wasser so sehr, dass die Schiffe auf dem Trockenen standen. Die Ursache hiervon ist ohne Zweifel, dass der SW. Wind dem Ausflusse des Ladoga-Sees in die Newa gerade entgegengesetzt ist, und daher das Wasser dieses Sees nach seiner nördlichen Küste hin trieb. Indessen zeigten sich eine Stunde nachher die Folgen der Reaktion dieses aufgetürmten Wassers und des Druckes der bei Petersburg gestiegenen Newa: das Wasser erhob sich ungestüm zu einer ungewöhnlichen Höhe, wie es das Gleichgewicht erforderte.

Diese große Überschwemmung (1777) ward durch die Vereinigung mehrerer Umstände hervorgebracht; und wenn man annehmen darf, dass alle diese Ursachen immer zusammen treffen müssen, um diese Wirkung hervorzubringen, so scheint es, dass ein solches Unglück nicht so leicht oder so bald wieder zu befürchten ist, so wie denn in der Tat von jener großen Überschwemmung bis zu der noch größeren am 7. dieses Monats beinahe ein halbes Jahrhundert verflossen ist. Diese Umstände waren im Jahre 1777 folgende. Einige Tage vor dem 10. Sept. herrschten in der Nordsee Stürme aus W., die die See an die Küsten Skandinaviens und in den Skagerrack trieben; dann folgten Stürme aus N., die das angehäufte Wasser durch den Kattegatt und den Sund in die Ostsee wälzten; und endlich trieben Stürme aus SW die Flut in den Finnischen Meerbusen und die Newa. Es wäre interessant zu wissen, ob dieselben Richtungen der Winde auch kurz vor dem 7. November d. J. bemerkt sind, da die Newa noch um anderthalb Fuß höher stieg als im Jahre 1777. Am 3. November d. J. stieg die Elbe bei Hamburg über 19 Fuß, da dies vier Tage vor der letzten Überschwemmung in St. Petersburg war, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass hier dieselben Winde gewehet haben, wie 1777.

Das große Unglück, welches die Überschwemmung im Jahre 1777 angerichtet hatte, veranlasste die weisen Verfügungen, welche die Kaiserin Katherina II. traf, und deren wohltätige Wirkungen sich in der Folge, so wie bei der Überschwemmung am 7. d. M., bewährt haben. Diese Verfügungen bestehen unter andern in den Signalen, welche durch Kanonenschüsse, Glockengeläute, Flaggen und Laternen gegeben werden, um die Einwohner vor der drohenden Gefahr zu warnen; ferner in den gewölbten Röhren unter allen Straßen, wodurch wenigstens das Wasser, sobald es in der Neva wieder sinkt, auch sogleich aus den Straßen ablaufen und aus den Kellern abgeleitet werden kann; endlich in dem Befehl, dass in den am meisten ausgesetzten Teilen der Stadt zu jeder Zeit eine hinlängliche Anzahl Ruderboote bereit gehalten werden sollen, um die Menschen, die in Gefahr sind, zu retten.

Es leidet keinen Zweifel, dass die vornehmsten und gewöhnlichen Ursachen der Überschwemmungen die oben angeführten sind, nämlich die verschiedenen dort angezeigten Richtungen des Windes. Es ist aber nicht nötig, dass die Winde in eben der Ordnung auf einander folgen, wie es im Jahr 1777 der Fall war; im Gegenteil würde die größte Flut alsdann zu erwarten sein, wenn zu gleicher Zeit Stürme aus W. in der Nordsee, aus N. im Kattegat, aus SW. in der Ostsee, und aus W. oder SW. im Meerbusen von Kronstadt wehten. Eine notwendige Bedingung aber ist, dass alle diese Winde lange genug anhalten , um ihre Wirkung zu tun; denn jede Wirkung in der Natur erfordert eine gewisse Zeit, und es ist schwer zu sagen, wie weit das Wasser gestiegen sein würde, wenn der Westwind am Mittage des 7. November mit gleicher Stärke einige Stunden länger angehalten hätte. Wir haben in andern Richtungen oft Stürme, die drei Tage angehalten; aber glücklicherweise sind die Stürme in der gefährlichen Richtung bisher noch immer von kurzer Dauer gewesen.

Diese Hauptursachen, die von der-Stärke, Richtung und Dauer der Winde abhängen, können durch Nebenumstände verstärkt oder geschwächt werden. Wir haben am 7. November gesehen, mit welchem Ungestüm die Newa zu ihrer Quelle zurück strömte; eine Erscheinung, die sich sonst nur den Bewohnern der Küsten des Ozeans zeigt, und unter dem Namen der Ebbe und Flut bekannt ist. Die Überschwemmung ist nichts anders als eine durch Winde erzwungene, ungewöhnliche Flut; sie wird also durch ihre Verbindung mit der natürlichen Flut, die alle zwölf Stunden wieder kommt, befördert werden, und desto höher steigen, je größer die letztere ist, die auch nicht immer gleiche Stärke hat. Es ist bekannt, das, die täglichen Erscheinungen der Ebbe und Flut eine Folge von der Anziehung der Sonne und des Mondes, besonders aber des letztern sind; dass folglich die Flut stärker sein wird, wenn die Wirkungen beider Weltkörper sich vereinigen, statt einander entgegen zu wirken, und wenn ihre anziehende Kraft, besonders die des Mondes, stärker ist: das erstere ist der Fall einige Tage nach dem Neu- oder Vollmonde, das letztere, wenn der Mond der Erde am nächsten ist, besonders zur Zeit der Nachtgleichen. Die größten Überschwemmungen sind also zu befürchten, wenn die westlichen Stürme zur Zeit der Nachtgleichen und der Erdnähe des Mondes, drei bis vier Tage nach dem Neu- oder Vollmonde eintreffen. Alle diese Umstände trafen wirklich zusammen bei der großen Überschwemmung am 10. Septbr. 1777, dem Tage der Herbst-Nachgleiche selbst, vier Tage nach dem Vollmonde, und zwei Tage nach dem Durchgange des Monds durch seine Erdnahe. Die Überschwemmung, die wir neulich erlebt haben, traf ein am Tage vor dem Neumonde, und vier Tage nach der Erdnähe des Mondes. Indessen gibt es doch unter den größten Überschwemmungen in St. Petersburg mehrere Ausnahmen von dieser Regel; und die Natur zeigt uns auch hier, dass sie sich von uns keine Regeln vorschreiben lässt, und an Mitteln sowohl zum Aufbauen als zum Zerstören reicher ist, als wir es ahnen. Übrigens begreift man leicht, dass der Mond oder die Ebbe und Flut vorzüglich nur auf die Überschwemmungen an den Küsten der Nordsee Einfluss haben kann, weniger aber in der Ostsee, wo es überhaupt keine merkliche Ebbe und Flut gibt.

Dagegen kömmt hier ein anderer Lokal-Umstand hinzu, der leider von der Art ist, dass er die Überschwemmungen immer befördert, nie aber zu ihrer Verminderung beitragen kann, und dass er wie ein Krebs heimlich immer weiter frisst. Die Untiefen, Sandbänke und Anschlemmungen, die sich in der Newa, besonders an ihrer Mündung, zum Nachteil der Schifffahrt befinden, oder noch entstehen und sich mit jedem Jahre vermehren, befördern die Überschwemmungen nicht allein dadurch, dass sie das Bett der Newa schmälern, sondern auch weil sie die Stärke des Stromes schwächen. Die Überschwemmung entsteht aus einem Kampf zwischen dem Strom und dem entgegengesetzten Sturm. So lange das Wasser schneller abfließt, als es vom Winde zurückgetrieben wird, kann die Newa nicht aus ihren Ufern treten; sie muss aber steigen und sich endlich über ihre Ufer ergießen, wenn der Sturm aus Westen über die Strömung aus Osten den Sieg gewinnt. Jede Ursache also, die die Kraft des Stromes schwächt, wie die Verstopfung durch Eisschollen in den Jahren 1764, 1765, oder durch Sandbänke und Untiefen, wird zur Alliierten des Sturmes und befördert dessen Wirkung, die Überschwemmung.

Es ist leider gewiss, dass diese letztere Ursache mit jedem Jahre zunimmt; allein es gibt auch wieder Kräfte, die ihr entgegenwirken, und es ist zu hoffen, dass sie durch die allmähliche Erhöhung der Ufer und der niedrigen Stadtteile, durch Anlegung neuer Kanäle und durch die Reinigung der Newa unschädlich gemacht werden wird.

Berlin, vom 6. Januar. Die Beilage zur Rigaer Zeitung Nr. 48. meldet aus Petersburg noch einzelne Rettungs- und Hilfeleistungs-Szenen bei der letzten großen Überschwemmung:

Ein Jswoschtschik, der, wie alle übrigen, in einer Straße sein Pferd von seiner Droschke ausgespannt hatte, kam auf dem schwachen Tierchen geschwommen. Dieses aber konnte, die Last tragend, mit Schwimmen nicht gut mehr fort und fing an zu sinken. Der unglückliche Reiter hielt mit beiden Händen sich oben an einem Bauzäune von Brettern fest und blieb hier eine Weile hängen, bis die Hände ihm den Dienst versagten, und er in die Flut stürzte. Das Wasser drückte ihn wieder in die Höhe, und er hielt an den Pfählen des Zaunes sich so lange fest, bis eine neue Welle ihn davon abriss. Indes drückte jedesmal der Sturm und die Wogen ihn an diesen Zaun, und so kämpfte er in Todesnot über eine Viertelstunde. Von der Kakuschkinischen Brücke schwamm endlich ein Reiter hinzu, um ihn zu retten; allein das starke unruhige Pferd scheute den Menschenkopf und war nicht hinanzubringen. Ein anderer Reiter versuchte es; aber dessen Pferd war nicht zum Schwimmen zu bewegen. Endlich gelang es einem Dritten, und der nun schon Versinkende ward gerettet.

Auf die Kukuschkinbrücke, die sehr hoch liegt, hatten sich viele Menschen geflüchtet. Jswoschtschiks spannten zuletzt, bei auch hier selbst wachsender Gefahr, ihre Droschken aus und schwammen davon. Die dazu Mut oder so starke Pferde nicht hatten, so wie eine große Anzahl Fußgänger, mussten darauf bleiben und sahen dem Tode in den Wellen entgegen. Die Gefahr wuchs mit jedem Augenblicke; wurde ober noch größer, als nach 1 Uhr das Wasser über die Brücke heraufstieg, und nun von allen Seiten eine Menge los und ohne Führer im Strom schwimmender Pferde herbeikam, die alle, sobald sie diesen einzigen Rettungspunkt noch sahen, auf die Brücke zueilten, und nun den kleinen, von Menschen schon voll gedrückten Raum zuletzt so beengten, dass die Leute fürchten mussten, in den Strom gedrängt oder von Rossehufen zerstampft zu werden. Bei dem Abtreiben der ängstigenden Tiere verloren die Menschen aber die Besinnung, und, anstatt sich auf beide Seiten der Brücke zu verteilen, wendeten alle in ihrer Angst sich nun nach der Stelle, wo sie Anfangs die meisten Pferde abzutreiben versucht hatten. Während sie hier kämpften, kamen von der andern Seite, zu der nachher, durch die gedrängte Masse Tiere, Niemand mehr hingelangen konnte, immer mehrere Pferde hinzu. Endlich als Gefahr und Not am größten war, sandte der Himmel ganz unerwartet Hilfe. Sturm und Wellen schleuderten zwei ungeheuer lange Flöße, die zum Wäschespühlen gebraucht werden, den Strom herauf, der Brücke zu, die glücklich den donnernden Stoß aushielt. Eins derselben klemmte, seiner Länge wegen, zwischen der Brücke und dem schräg über liegenden Hause sich fest ein, und so bildete es den, mit Todesangst ringenden, vom langen Kampfe erschöpften Menschen, einen Gang, von welchem aus sie in die Fenster der mittleren Etage des Hauses, einer Apotheke, einstiegen und sich gerettet sahen.

Noch ein anderer interessanter Fall von glücklicher Rettung zweier kleiner Kinder eines Soldaten der Garde zu Pferde. Dieser hatte seine Wohnung in einem Erdgeschosse und war im Dienste; die Mutter war auf Arbeit ausgegangen und hatte, wie solche arme Leute immer pflegen, die Kinder bei einem Stücke Brot und dem Kruge Wasser eingeschlossen. Erst gegen die Nacht konnte sie wieder nach ihrer Wohnung kommen, und durfte natürlich nur die Leichname ihrer Kinder noch zu finden hoffen. Als sie unter Tränen das Haus erreicht, wo alle Soldaten schon mit dem Auspumpen des Wassers aus der untern Etage beschäftigt sind, und sie, selbst noch bis an den Leib im Wasser, zu ihrem Gemache kommt, findet sie den Tisch noch schwimmend und oben darauf liegen die Kinder — im ruhigsten Schlafe. Sie erzählten denn nun der Mutter: Als das Wasser zu den Fenstern hineingeflossen, seien sie auf Stühle gestiegen; als es höher kam, auf den Tisch, und als sie auf diesem selbst nicht mehr sitzen konnten, weil er die Decke beinahe erreichte, hätten sie, ermüdet vom Klettern, sich hingelegt und wären eingeschlafen. Übrigens konnten sie sich nicht satt erzählen, wie spaßhaft es ausgesehen, als rings um sie her alle Gerätschaften im Wasser herumgetanzt hätten.

Einen Ausländer ereilten die Fluten auf einem Quai. Er rettete sich auf das Geländer; hier ebenfalls bedroht, bestieg er einen Baum: auch dieser fing schon an zu wanken. Sein Hilfegeschrei vernahm ein Jswoschtschik und schwamm mit seinem Pferde, das er schon vorher zu seiner eigenen Rettung vom Fahrzeuge abgespannt hatte, ihm zu Hilfe. Der Geängstete nahm diese dankbar entgegen; allein das Pferd war zu schwach, Beide zu tragen. Der Jswoschtschik sprang sogleich herunter, gab dem Fremden einen Wink, wohin er seine Richtung zu nehmen habe, und schwamm nun hinten nach. Beide kamen glücklich davon.

Zar Peter der Grosse

Zar Peter der Grosse

An der Neva mit Blick auf den Winter-Palast

An der Neva mit Blick auf den Winter-Palast

Brennholztransport auf dem Ladoga-See. Im Hintergrund die Festung Schlüsselburg.

Brennholztransport auf dem Ladoga-See. Im Hintergrund die Festung Schlüsselburg.

Kronstadt

Kronstadt

Russisches Sittenbild

Russisches Sittenbild

Pferdeschlitten

Pferdeschlitten