Waldkultur, Forstwirtschaft

Die Waldkultur Algeriens befindet sich trotz eines bereits 1885 aufgestellten Aufforstungs-Programms bei weitem nicht in dem Zustand, welchen die treffliche Naturbeschaffenheit des Waldbodens erwarten ließe; es sind hieran hauptsächlich die Waldbrände schuld, welche die Araber teils aus Bosheit, teils um ihrem Vieh ein wenig Weide zu verschaffen, anzünden, indem sie vor der Regenzeit ungeheure Strecken Mittelwald in Brand stecken, damit das Gras dichter und leichter zugänglich werde. Durch Gesetz von 1851 waren im Prinzip die Waldungen Algeriens als Staatseigentum erklärt und dessen Nutzungsrecht den Eingeborenen überlassen worden, letzteres allerdings nicht nach dem landesüblichen muselmanischen Rechte, sondern nach den grundverschiedenen französischen Verhältnissen und Bestimmungen. Es wurden wiederholt besondere Verordnungen für Algerien erlassen, aber trotz drakonischer Strafmaßregeln zwischen 1891 und 1900 allein durch Eingeborenen Verwüstung 932.000 ha Wald zerstört und dadurch Schaden im Werte von 39 Millionen Francs verursacht. Im Jahre 1902 schätzte man die Zahl der durch die üblichen Brände zerstörten und geschädigten Bäume auf nicht weniger als sechs Millionen Stück. Ein Gesetz vom 21. Februar 1903 gibt Algerien endlich, unter Aufhebung aller bisherigen Bestimmungen, einen vollständigen eigenen Forst-Kodex, der die Interessen der Eingeborenen mit denen der Allgemeinheit in Einklang zu bringen sucht. Im Jahre 1890 umfassten die mit Wäldern, Gehölz und Buschwerk bestandenen Forstreserven 2 1/4 Millionen Hektar.

Im Jahre 1893 war der Waldbestand auf 2 1/2 Millionen Hektar gestiegen, wovon 1 3/4 Millionen der Domäne, 3/4 Millionen der Militärverwaltung und 76.000 ha Gemeinden gehörig waren, zu Anfang des 20. Jahrhunderts umfasste der Waldbestand 3.056.000 ha. Die Waldprodukte für die Ausfuhr bestehen in Korkrinde, Gerbrinde, Bauholz, Harz und Haifa. Die Korkeiche (Quercus suber) wird nach einem letzthin verbesserten Verfahren alle 8 — 10 Jahre in den Sommermonaten geschält und liefert 15 — 20 Ernten, die beste nach der dritten; Steineiche (Qu. ilex) und Mirbeleiche (Qu. mirbeckii) liefern wertvolles Bauholz, die Aleppokiefern jährlich für eine Millionen Francs Harz, daneben wird neuerdings auch ihr Holz zu Pflaster, Telegraphenstangen und Grubenholz benutzt. Die Korkeichenwälder befinden sich ganz überwiegend im Departement Constantine.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien