Missstimmung gegen die algerischen Juden

Die nächsten Wirren betrafen soziale Fragen.

Die wachsende Missstimmung gegen die algerischen Juden, welche durch das übereilte Dekret Crémieux des jüdischen Mitgliedes der nationalen Verteidigung am 24. Oktober 1870 en bloc naturalisiert worden waren, führte 1897 und 1898 zu Unruhen, da die Araber diese Bevorzugung nicht gerechtfertigt fanden, und die antisemitische Bewegung in Algerien wuchs, als sich Max Régis, ein naturalisierter Italiener, an ihre Spitze stellte und Drumont, das Haupt der französischen Antisemiten, sich erfolgreich um das Deputiertenmandat in Algier bewarb; auch Régis wurde als Maire von Algier gewählt und übte als solcher eine derartige aufhetzende Tätigkeit aus, dass sich die französische Regierung veranlasst sah, den Generalgouverneur Lépine, welcher den Unruhen energisch, wenn auch erfolglos entgegengetreten war, abzuberufen und durch Laferrière zu ersetzen. Auch dieser sah sich genötigt, gegen Régis einzuschreiten und ihn schließlich abzusetzen, gleichzeitig aber auch öffentlich zu erklären, dass eine Revision des Naturalisationsgesetzes, besonders des Dekrets Crémieux, wünschenswert sei, vorausgesetzt, dass sie ohne Hass und gewaltsamen Umsturz, sondern mit reiflicher Überlegung durchgeführt und auf die politischen Rechte beschränkt werde. Die französische Regierung veranlasste auch 1899 eine parlamentarische Enquête, die aber nicht zu einer Einschränkung der Judenemanzipation führte.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien