Die soziale Lage der Eingeborenen

1858 wurde die Kolonie unter ein „Ministerium für Algerien und die Kolonien“ gestellt, das aber bereits Ende 1860 wieder aufgehoben und durch ein Militärgouvernement ersetzt wurde. Dieses erhielt Marschall Pélissier, dem ein Vizegouverneur, ein General-Direktor für Zivilgeschäfte, ein Ministerium für Justiz-, Schul- und Kirchenwesen sowie ein Conseil zur Beratung des Budgets an die Seite gestellt wurden. Nach dem Tode Pélissiers bekam Mac Mahon das Generalgouvernement, und im April 1865 besuchte Napoleon III. selbst die Kolonie, deren Verhältnisse sich noch immer nicht bessern wollten.

Die militärischen Obrigkeiten, die sogenannten bureaux arabes, verstanden die Eingeborenen durchaus nicht zu behandeln, und deren materielle, wie soziale Lage war eine drückende; Mangel an Verkehrswegen, der französische Schutzzoll auf Produkte der Kolonie, die Formalitäten und Schreibereien, die zahlreichen Verordnungen und Gegenverordnungen der Bureaukratie bewirkten, dass der Wohlstand der algerischen Bevölkerung eher zurückging, als sich hob, und die europäische Kultur ihr ebenso verhasst und unerträglich war, wie ihre Vertreter. Durch freundlichen Verkehr mit den Arabern und eine vielverheißende Proklamation suchte der Kaiser der Unzufriedenheit zu begegnen. Aber bei den Reformen kam man über Experimente und Anläufe nicht hinaus, und die Jahre 1866 67 waren durch Erdbeben, Trockenheit, Missernte, Heuschreckenplage, Hungersnot und Epidemien die traurigsten seit der französischen Eroberung.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien