Die Industrie

Die gewerbliche Tätigkeit, welche im Mittelalter bedeutender war, beschränkt sich jetzt bei der einheimischen Bevölkerung im Teil und in den Küstenstädten fast ausschließlich auf Bereitung von Maroquin, Teppich-, Musselin- und Seidenweberei. Die Kabilen der Gebirge treiben Ackerbau und Viehzucht, daneben aber, industriöser als die Araber, auch Wollweberei, Holzschnitzerei, Mattenflechten und sogar etwas Bergbau, namentlich auf Eisen, welches sie zu Ackergeräten, Schlössern, Gewehrläufen, Säbeln usw. verarbeiten. Für die Bewohner der Sahara waren von altersher das Weben wollener Burnuse, Haiks und Zeltdecken, die Kultur der Dattelpalmen und der Vertrieb dieser Erzeugnisse die Hauptquelle des Erwerbs. Fast bei allen Stämmen befinden sich Mühlen und Ölpressen.

Bei der europäischen Bevölkerung hat sich eine nennenswerte Industrie bislang noch nicht bilden können, und die baldige Entwicklung einer solchen ist auch nicht wahrscheinlich, da das Land alle Kräfte für den Ackerbau nötig hat; auch das durch den Hochschutzzoll verteuerte Leben und die hohen Eisenbahntarife wirken neben dem Mangel an billigen und geschulten Arbeitskräften hinderlich, und so wandern die Rohstoffe zu ihrer Bearbeitung meist nach Frankreich. Die nennenswertesten, von Europäern in Algerien betriebenen Industrien sind die Tabaksund Zigarrenfabrikation, Mahl-, Schneide- und Ölmühlen, Seidenspinnereien, eine Papierfabrik, Ölsardinen-Packung für den Export und Makkaroni- und Griesfabriken für den inländischen Bedarf. Das im französischen Mutterland bestehende Monopol für Tabak und Zündhölzer findet auf Algerien keine Anwendung; dagegen ist aus Sicherheitsgründen Pulver in Algerien staatlicher Monopolartikel.


Die Zollvereinigung Frankreichs und Algeriens hat für beide Länder große Vorteile, aber doch auch manche kleine Missstände im Gefolge. Frankreich hat sein Schutzsystem auf seine eigenen Bedürfnisse zugeschnitten, die sich natürlich nicht immer mit denjenigen einer jungen Kolonie decken; es steht besonders der Entwicklung der Tabak- und Papierindustrie im Wege, die in Algerien ohne Zweifel sehr lebensfähig wären. In den Hafenstädten macht sich deshalb eine lebhafte Bewegung für die Schaffung von Freihäfen geltend, und die Regierung hat ihr insofern Rechnung getragen, als sie seit kurzer Zeit einigen Tabaksfabrikanten zunächst schon versuchsweise gestattet, den importierten Tabak zu verarbeiten, vorbehaltlich der Verzollung bei der Einführung in den inneren Konsum.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien