Der Bergbau

Was den Bergbau anbetrifft, der hier schon im frühen Altertum betrieben wurde, aber seit dem Mittelalter ganz zum Stillstand kam, so sind in Algerien, mit Ausnahme von Gold, alle Metalle, namentlich Eisen, Blei, Silber, Kupfer und Zink vertreten, doch wird deren ergiebiger Abbau erschwert durch die Unmöglichkeit der Verhüttung im Lande selbst bei dem Mangel an Kohle, durch die hohen Ausbeutungskosten und Transportspesen bis zum Küstenplatz mangels genügender Verkehrsstraßen oder Kleinbahnen, und endlich auch durch die hohe Seefracht für die gewonnenen Erze. Dennoch sind seit 1845 seitens der Regierung eine Reihe Konzessionen erteilt worden, noch immer werden neue Fundorte erschlossen und zu Anfang des 20. Jahrhunderts brach unter den zahlreichen Prospektoren ein wahres Minenfieber aus. Im Jahre 1902 waren im ganzen 69 Minen Konzessionen auf Eisen, Zink, Blei, Kupfer, Antimon und Quecksilber erteilt, davon aber nur 26 mit zusammen 6.500 Arbeitern wirklich in Betrieb genommen; 43 dieser Konzessionen sind für das Departement Constantine erteilt, 19 für Algier und 7 für Oran; daneben waren 249 Schürferlaubnisse in Kraft.

Das französische Bergrecht wird laut Dekreten von 1851 und 1852 auch in Algerien angewandt, dagegen sind die als „Steinbrüche“ angesehenen Phosphatlager in Algerien und Tunesien 1898 einem besonderen Regime unterstellt worden.


Reiche Eisenerze sind nahe der Küste ungefähr dem ganzen Litorale entlang vertreten und besonders stark in den Bezirken Bone und Oran; in dem ersten liegen die bereits 1845 konzessionierten Gruben von Ain Mokra, deren Lager jetzt bereits der Erschöpfung entgegengehen, in dem anderen direkt am Meere die derselben Gesellschaft gehörigen, im Tagebau abzuarbeitenden Lager von Beni Saf, welche aus einem von der Kompanie eigens angelegten Hafen im Jahre 1901: 418 000 Tons verschifften; daneben die erst kürzlich erschlossenen von Raz el Maden und Kristel dicht bei der Stadt Oran selbst. Auch bei Tebessa liegen große Eisenlager zutage und sind jüngst französischen und belgischen Unternehmern zur Ausbeutung überlassen worden. Die Gruben von Bone lieferten 1898: 116.000 Tons, die von Oran 366.000 Tons Eisenerze, 1901 wurden in der ganzen Kolonie 526.000 Tons Eisenerze im Werte von fünf Millionen Francs gefördert. Die 500 Francs-Aktien der Mokta el Hadid-Gesellschaft wurden im Mai 1904 bei einer letztbezahlten Dividende von 40 Francs mit 879 Francs notiert.

Zink wird aus den Gruben von Nador bei Gelma und Morsott bei Tebessa gewonnen, und eine belgische Gesellschaft mit einem Kapital von 4 1/2 Millionen Francs beutet die Galmeilager von Bu Dschaber bei Tebessa aus. Überhaupt sind belgische und deutsche Werke, wie z. B. Krupp, der Schalker Gruben- und Hüttenverein, die Gesellschaft Vieille Montagne, Cockerill u. a. an der Erschließung des Erzvorkommens in Algerien nennenswert beteiligt.

Blei gewinnt man aus den 1897 entdeckten Gruben bei Tebessa, ferner in Nedroma bei Nemours und in der Nähe von Suk Aras.

im Jahre 1901 wurden 39.000 Tons Zink- und Blei-Erze im Werte von 1 Million Francs gefördert.

Kupfererze werden bereits in Tadergount gewonnen, andere Minen sind in der Entwicklung begriffen; 1901 wurden 9.500 Tons im Werte von 230.000 Francs gefördert.

1873 wurden bei Boghari, 1885 bei Tebessa auch mächtige Phosphatlager mit wechselndem, an einzelnen Stellen bis zu 83 % Gehalt, aufgefunden, die sich bis nach Tunesien hinein erstrecken, wo besonders bei Gafsa ein ungeheurer Phosphatreichtum entdeckt wurde. Die 1891 gebildeten englischen und französischen Gesellschaften haben bereits ansehnliche Mengen davon verschifft, und das Departement Constantine führte an Phosphaten aus in 1897 – 1900: 1.132.000 Tons, die nach England, Frankreich, Italien und Deutschland gingen.

Im Jahre 1903 belief sich der Phosphatversand der Constantine Phosphate Company auf 170.000, der Cie. des Phosphates du Dyr auf 76.000 und der Societe francaise des Phosphates de Tebessa auf 31.000 Tons.

Salz wird aus den Salzseen und von Steinsalz gewonnen, letzteres bei Milah, El Kantara und Wargla.

Letzthin sind am Salzsee Timmimun in der Oase Gurara auch bedeutende Salpeterlager entdeckt worden, auf Petroleum haben Im Jahre 1900 Konzessionen nachgesucht vier Bohrgesellchaften in Oran und fünf in Thiouanet. und in St. Aimé bei Rélizane hat die Sociéte des Petroles francaises 1902 eine ausgedehnte Petroleumraffinerie angelegt.

Die Quecksilberminen von Taghit sind 1903 in produktives Stadium eingetreten und ergaben 20 Tons Quecksilber, man erwartet aber eine nennenswerte Zunahme des Ertrags.

Marmor verschiedener Art, darunter der berühmte giallo und rosso antico, schöner Onyx, Alabaster und Gips werden ausgebeutet, auch Antimon, Nickel, Schwefel, Magnesia und Porzellanerde sind vertreten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Algerien