Schreiben aus Petersburg über die Freilassung der Bauern

Petersburg, den 17ten Februar 1804.

Man sieht immer mehr, welche wohltätigen Folgen die kaiserliche Ukase hat, wodurch den Edelleuten erlaubt wird, ihren Erbbauern die Freiheit zu schenken oder zu verkaufen, und wie aus den auf diese Weise Freigelassenen unter dem Namen freier Ackerleute ein bisher in Russland nicht existierender Stand gebildet wird. Mancher Edelmann, der unermessliche Güter, aber auch unermessliche Schulden hatte und um mit Anstand leben zu können, sich gezwungen sah, seine Bauern zu drücken und von seinen Wirtschaftsaufsehern aussaugen zu lassen, fand in dieser weisen Maßregel mit einem Mahl ein Mittel, sich und seine Bauern aus aller Verlegenheit und Not zu ziehen. Die reichen Bauernschaften bezahlten in vielen Gegenden die Schulden ihres Herrn und gaben ihm überdem eine beträchtliche Summe baren Geldes. Die Gläubiger kamen ohne Prozess zu ihrem Gelde. Der Edelmann wurde aus den Händen der Wucherer gerettet und erhielt eine schuldenfreie Besitzung. Aus den Hütten der Sklaven wurden blühende Dörfer von freien und glücklichen Landleuten bewohnt. Ein solcher Fall ereignete sich kürzlich im Gouvernement Woronesch, wo die Bauern 1.400.000 Rubel Schulden ihres Herrn und ihm seihst noch 400.000 Rubel bezahlten. Die freigewordenen Bauern gaben dem edlen Kaiser sogleich einen Beweis ihrer Vaterlandsliebe und zeigten, wie nützlich dieser neue Stand dem Reiche werden kann, indem sie auf ihre Kosten einen Kanal von 15 Wersten zu graben übernahmen, der eine für die dortige Industrie und den Handel wichtige Verbindung herstellt.