Aufruf Kutusows an die Deutschen im Namen Alexanders I. und Friedrich Wilhelms III.

Indem Russlands siegreiche Heere, begleitet von denen Sr. Majestät des Königs von Preußen in Deutschland auftreten, kündigen beide Monarchen den Fürsten und Völkern Deutschlands die Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit an. Sie kommen nur in der Absicht, ihnen diese entwandten aber unveräußerlichen Stammgüter der Völker wieder erringen zu helfen, und der Wiedergeburt eines ehrwürdigen Reichs mächtigen Schutz und dauernde Gewähr zu leisten. Nur dieser große, über jede Selbstsucht erhabene und deshalb der verbündeten Monarchen allein würdige Zweck ist es, der das Vordringen ihrer Heere gebietet und leitet. Diese unter den Augen beider Monarchen, von ihren Feldherren gefühlten Heere vertrauen auf einen waltenden gerechten Gott und hoffen vollenden zu dürfen für die ganze Welt und unwiderruflich für Deutschland, was sie für sich selbst zur Abwendung des schmachvollsten Joches so rühmlich begonnen. Voll von dieser Begeisterung rücken sie heran. Ihre Losung ist Ehre und Freiheit! Möge jeder Deutsche, der des Namens noch würdig sein will, rasch und kräftig sich anschließen; möge Jeder, er sei Fürst, er sei Edler oder stehe in den Reihen der Männer des Volks, den Befreiungsplanen Russlands und Preußens beitreten mit Herz und Sinn, mit Gut und Blut, mit Leib und Leben! Diese Gesinnung und diesen Eifer glauben die Monarchen, nach dem Geiste, welcher Russlands Siege über die zurückwankende Weltherrschaft so deutlich bezeichnet, von jedem Deutschen mit Recht erwarten zu dürfen. Und so fordern sie denn treues Mitwirken, besonders von jedem deutschen Fürsten, und wollen dabei gern voraussetzen, dass sich keiner finden werde unter ihnen, der, indem er der deutschen Sache abtrünnig sein und bleiben will, sich reif zeige der verdienten Vernichtung durch die Kraft der öffentlichen Meinung und durch die Macht gerechter Waffen. Der Rheinbund, diese trügerische Fessel, womit der Allentzweiende das erst zertrümmerte Deutschland, selbst mit Beseitigung des alten Namens neu umschlang, kann als Wirkung fremden Zwanges und als Werkzeug fremden Einflusses länger nicht geduldet werden. Vielmehr glauben die verbündeten Monarchen einem längst gehegten, nur mühsam noch in beklommener Brust zurückgehaltenen allgemeinen Volkswunsche zu begegnen, wenn sie erklären: dass die Auflösung dieses Vereins nicht anders, als in ihren bestimmten Absichten liegen könne.

Hiermit ist zugleich das Verhältnis ausgesprochen, in welchem Se. Majestät der Kaiser aller Reussen zum wiedergebornen Deutschland und zu seiner Verfassung stehen wollen. Es kann dies, da Sie den fremden Einfluss vernichtet zu sehen wünschen, kein andres sein, als eine schützende Hand über ein Werk zu halten, dessen Gestaltung ganz allein den Fürsten und Völkern Deutschlands anheim gestellt bleiben soll. Je schärfer in seinen Umrissen und Grundzügen das Werk heraustreten wird aus dem ureigenen Geiste des deutschen Volks, desto verjüngter, lebenskräftiger und in Einheit gehaltener wird Deutschland wieder unter Europas Völkern erscheinen können. Übrigens wird Se. Majestät nebst ihrem Bundesgenossen, mit dem Sie in den hier dargelegten Gesinnungen und Ansichten vollkommen einverstanden sind, dem schönen Zwecke der Befreiung Deutschlands vom fremden Joche, Ihre höchsten Anstrengungen jederzeit gewidmet sein lassen.


Frankreich, schön und stark durch sich selbst, beschäftige sich fernerhin mit der Beförderung seiner inneren Glückseligkeit. Keine äußere Macht wird diese stören wollen, keine feindliche Unternehmung wird gegen seine rechtmäßigen Grenzen gerichtet werden. Aber Frankreich wisse, dass die andern Mächte eine fortdauernde Ruhe für ihre Völker zu erobern trachten, und nicht eher die Waffen niederlegen werden, bis der Grund zu der Unabhängigkeit aller Staaten von Europa festgesetzt und gesichert sein wird.

Im Namen des Kaisers und Selbstherrschers
aller Reussen und Sr. Majestät, des Königs von Preußen. —