Album deutscher Dichter

Den deutschen Frauen.

Euch wand ich ihn, nehmt ihn in Huld entgegen
Den Lebenskranz, den Kranz der Poesie!
Das Dichterherz, dem Gott in heißern Schlägen
Die reichste Lust, den reichsten Schmerz verlieh,
Das Wald und Blume, Duft und Klang bewegen
Zu eignem Klang, zu inn’ger Melodie:
Ihr werdet es in stiller Liebe fassen,
Und, Blumen selbst, es nicht verduften lassen!

Die Blumenwelt, die sich vor euch entfaltet,
Ein Eigenthum ist sie der neuen Zeit;
Ein neu Jahrhundert hat sie all’ gestaltet,
Der Blumen Zier, die hier zum Kranz gereiht;
Wohl nimmer hat so liedesreich entfaltet
Die Dichtung sich, gedrängt von Lust und Leid —
Und diese Zeit in hellen Liebesbildern
Möcht’ ich, ihr Sohn, vor euren Blicken schildern.

Nur Einen trägt — ein Heros vielgestaltig —
Zweier Jahrhundert umfangreiche Statt;
Er ist es, der, zu aller Zeit gewaltig,
Der Jugend ewig sich verbrüdert hat;
Ein Wundergeist, so frisch und lebenshaltig,
Der ausgesät die reichste Liedersaat,
Im Morgenhauch, im Glanz der Abendröte —
Ein Dichterfürst, ein Meister Aller — Goethe! —

Und findet ihr in wechselnden Gewinden
Waldblumen auch zu hoher Pracht gesellt;
Sie werden euch, wenn leiser auch, verkünden
Den Drang, den Hauch, der Aller Brust geschwellt;
In ihnen auch mögt ihr die Deutung finden
Der Liebe, die den Kranz zusammenhält,
Der Liebe, die, wie mannigfach verkündet,
Ein Hauch doch ist, der sich zum Ew’gen findet.

Hermann Kletke.

Frühlingsruhe

O legt mich nicht ins dunkle Grab,
Nicht unter die grüne Erd’ hinab!
Soll ich begraben sein,
Lieg’ ich in’s tiefe Gras hinein.

In Gras und Blumen lieg’ ich gern,
Wenn eine Flöte tönt von fern,
Und wenn hoch obenhin
Die hellen Frühlingswolken ziehn.

Uhland.