REMBRANDT VAN RIJN. Winterlandschaft

REMBRANDT VAN RIJN
(1606 — 1669)
Winterlandschaft
Eichenholz: h. 0,6, br. 0,22 m

Die hier beinahe in der Originalgröße abgebildete Landschaft ist ungemein breit, wie mit dem stumpfen Pinsel gemalt, aber dennoch keine Skizze, wie sie ja auch mit des Künstlers Namen bezeichnet und datiert ist (1646). Rembrandt stand in diesen Jahren noch auf seiner vollen Höhe, und ein großes Meisterwerk folgte auf das andere. Als Landschafter gibt er uns sonst erhabene Natureindrücke und sogar Erfindungen seiner Phantasie. Hier dagegen haben wir das Porträt eines Fleckchens Erde, wie er es in seinem Heimatland wer weiß wie oft finden konnte. Haben wir uns erst mit dem Rembrandtschen Braun verständigt, so sehen wir auch sofort, dass es Winter ist, und zwar kalter Winter. Die Sonne, die wir uns zu diesem Himmel denken, kann keine Wärme geben, obwohl sie scheint und es nach der Kürze der Schatten Mittag sein muss. Die Frau, die da vorn hurtig über das Eis schlürft, friert auch offenbar, und ihr Hund nimmt sich aus wie ein soeben geschorener Pudel. Wie leben alle diese Figuren trotz ihren wenigen Strichen. Hinter dem zugefrorenen Kanal liegen hässliche, unförmliche Schuppen, die zu einem Dorfe gehören und ganz fern zeigt sich auch ein Kirchturm, dann eine Mühle. Alles so ärmlich und dürftig, und dazu der unwirtliche Winter. Auf unzähligen holländischen Winterlandschaften vergnügen sich die Menschen mit Schlittenfahren, Eislauf und Kolfspiel. Aber Rembrandt findet, dass der Winter ein trüber Gast ist, und er hat das auch öfters auf größeren Bildern ausgedrückt. Ist das nun richtig, was wir aus diesem ganz kleinen Bilde herauslesen, so ergibt sich daraus weiter, dass wir es nicht mehr mit einer reinen Porträtlandschaft zu tun haben. Sie hat vielmehr ihre Stimmung, wie immer ein Bild von Rembrandt. A. P.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie