PHILIPS WOUWERMAN, Feldarbeiter bei der Mittagsrast

PHILIPS WOUWERMAN
(1619 — 1668)
Feldarbeiter bei der Mittagsrast
Eichenholz: h. 0,32, br. 0,35 m

Wouwerman war ein vortrefflicher Pferdemaler und bevorzugte dabei, wie bekannt, den Schimmel, dem er, wie auch zuweilen in der Nuance eines Schecken, fast ausnahmslos in jedem seiner Bilder eine dominierende Rolle zuteilte. Diese Eigenheit hat ihn populär gemacht. Wenn man aber glaubt, Wouwerman durch den Beinamen „der Schimmelmaler“ genügend charakterisiert zu haben, so ist das ein Irrtum. Denn der Schimmel, den er als pikanten Lichtfleck auf seinen Kompositionen verwendet, ist nur ein kleiner malerischer Trick, der seine künstlerischen Qualitäten bei weitem nicht erschöpft. Sie sind reicher, als man gewöhnlich annimmt, und mannigfaltiger, als es auf den ersten Blick erscheint, ist auch die Wahl seiner Stoffe. Um letzteres zu begründen, braucht man nur den Stoffkreis der 23 Werke von ihm zu betrachten, die einen Ruhmestitel der Kasseler Galerie bilden. Jagden, Reitschulen, Pferdeställe, Schmieden, Kriegsbilder stehen in reicher Mannigfaltigkeit neben ländlichen Idyllen, Ernteszenen, rastenden Bauern und Strandbildern. Dass Wouwerman das Pferd gleich Jonathan Swift besonders hoch schätzt und ihm eine bevorzugte Stellung selbst dem Menschen gegenüber einräumt, wenn auch nicht in der tendenziösen Weise dieses scharfen englischen Satirikers, ist ja richtig. Aber auch andere Tiere, wie Wild, Hunde, Ziegen, Geflügel, Fische zieht er in den Gesichtskreis seines Mikrokosmos, dem eine koloristisch fein abgestufte Landschaft als fester Grund dient, auf dem sich wie im Paradies Mensch und Tier als gleichberechtigte Kreatur bewegt. Dabei wird seitens des Künstlers allem, was da fleucht und kreucht, oder seine Stirn unter dem Himmel hoch trägt, wie Adam, eine gleich eingehende malerische Durchdringung zuteil. Und eine unvergleichliche Solidität der Technik hat die Schöpfungen Wouwermans auf die Nachwelt kommen lassen, als ob sie erst gestern aus seiner Werkstatt hervorgegangen wären. Nicht gerissen, nicht nachgedunkelt, klar, leuchtend und liebevoll durchgeführt stehen sie vor uns, eine eigene, farbenfreudige kleine Welt. Mit fast verschwenderischem Reichtum in den malerischen Einzelheiten sind fast alle seine Werke ausgestattet, aber manchmal haben sie, wie seine Kriegsszenen, seine Stallbilder und ähnliches etwas Konventionelles, Stereotypes. Dagegen andere, wie das hier nachgebildete, sind von einem gemütvollen, eigentümlich ergreifenden Zuge belebt. Und ihnen gebührt vor allen anderen im Werk des trefflichen Meisters die Palme, denn sie tun dem Auge wie dem seelischen Empfinden des Betrachters gleich wohl. Fast alle Werke Wouwermans befinden sich in öffentlichen Sammlungen und sehr selten kommt ein echtes Bild von ihm auf Auktionen vor — ein Beweis, wie hoch geschätzt er von jeher war. O. E.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie