PHILIPS WOUWERMAN, Der Scheck vor. der Schmiede
PHILIPS WOUWERMAN
(1619 — 1668)
Der Scheck vor der Schmiede
Eichenholz: h. 0,33, br. 0,37 m
Der als Pferdemaler bekannte und durch seine Schimmel berühmt gewordene Künstler ist eigentlich ein Landschafter, und er lebt auch in der Stadt, wo die Landschaftsmalerei der Holländer vorzugsweise zur Blüte gekommen ist, in Harlem. Als Figurenzeichner ist er der Schüler von Frans Hals und zur Staffierung seiner Landschaften benutzt er vorzugsweise das Pferd, aber er zeichnet auch Menschen und was überhaupt an Figuren vorkommt, und alles mit der gleichen Sicherheit und Eleganz. Interessant oder porträtmäßig bedeutend sind diese Figuren nie, sie genügen gerade, um das Terrain zu beleben, und die Wirkung der Bilder beruht auf ihrem gewöhnlich angenehmen und freundlichen Gesamteindruck. Und je einfacher Wouwerman ist, je weniger interessant er in seinen Gegenständen sein will, desto eher kann er uns befriedigen. Die alltäglichen Szenen aus dem holländischen Leben, eine Kornoder Heuernte, ein über Land fahrender Wagen, Bauern zu Pferde oder auch Jagdzüge feiner Herrschaften sind uns lieber als die anspruchsvollen Kriegsbilder mit Reitergetümmel und Pulverdampf, die gewöhnlich auch größeren Umfang haben, aus seiner späteren Zeit. Denn je kleiner sein Format, desto feiner ist gewöhnlich seine Kunst, die durchaus als Kabinettsmalerei angesehen sein will. Darum legt er auch Wert auf Farbenwirkung und hat als Kolorist eine Entwickelung, die sich an seinen Werken verfolgen lässt: die frühesten Bilder sind am stärksten lokalfarbig, allmählich kommt ein Gesamtton zur Geltung, goldwarm oder silbergrau, ohne dass die Einzelfarben zu wirken aufhören, und dieses feine künstlerische Spiel gibt der Betrachtung den Hauptreiz. Die älteren Bilder haben wieder ihre besonderen Vorzüge durch die Naturfrische der Landschaft, die mehr Raum einnimmt, da die Staffage jetzt nur erst aus wenigen Figuren zu bestehen pflegt. Ganz zuletzt wird der Künstler zwar oft fabrikmäßig und nachlässig, aber daneben bringt er doch auch wieder die schönsten Sachen. Im ganzen mag er während seiner etwa dreißigjährigen Tätigkeit tausend Bilder gemalt haben, also alle vierzehn Tage eins, gegen 700 lassen sich noch nachweisen. Sie waren schon zu seiner Zeit gesucht und sind allem Geschmackswandel zum Trotz immer begehrt geblieben bis auf den heutigen Tag. Ein guter Wouwerman bringt unglaublich hohe Preise, wenn er überhaupt auf den Markt kommt. Denn das Meiste und Beste ist längst in den großen alten Sammlungen geborgen, so lange schon, dass z. B. das verhältnismäßig spät gegründete Berliner Museum nur sechs Stücke aufweist, davon die Hälfte aus den königlichen Schlössern, gegenüber den mehr als sechzig in Dresden und den je zwanzig in München und Kassel. — Unser Bild gehört nach der Art der Ausführung und der Form seines Monogramms (datiert hat Wouwerman nur selten) in die mittlere, beste Zeit. Es hat ein ganz kleines Format (33 zu 37 Zentimetern) und den Charakter der feinsten Kabinettsmalerei: dafür und für den Farbenton kommt namentlich der Mittelgrund in Betracht. Einer Erklärung bedarf dieser populärste und eigentlich selbstverständliche Darsteller in seinen Gegenständen so gut wie niemals. Hier wären höchstens die vielen kleinen Nebenvorgänge, die die Haupthandlung umgeben, zu beachten, spielende Kinder, ein Ziegenbockgespann, eine Obstverkäuferin, das Bauernfuhrwerk und der Reiter, die aus dem Mittelgrunde herankommen, und alle diese naturwahr gezeichneten Figuren, Menschen und Tiere, sind sicher und mit feinem Geschmack in den für sie bestimmten Raum gesetzt. Zu Wouwermans Zeit bevorzugte man schon die für vornehmer geltende italienische Richtung, und mancher echt holländische Figurenlandschafter, den wir heute hoch bezahlen, hatte damals kaum sein Auskommen. Wouwerman verstand es, sein Publikum ohne die italienische Verfeinerung zu gewinnen. A. P.
(1619 — 1668)
Der Scheck vor der Schmiede
Eichenholz: h. 0,33, br. 0,37 m
Der als Pferdemaler bekannte und durch seine Schimmel berühmt gewordene Künstler ist eigentlich ein Landschafter, und er lebt auch in der Stadt, wo die Landschaftsmalerei der Holländer vorzugsweise zur Blüte gekommen ist, in Harlem. Als Figurenzeichner ist er der Schüler von Frans Hals und zur Staffierung seiner Landschaften benutzt er vorzugsweise das Pferd, aber er zeichnet auch Menschen und was überhaupt an Figuren vorkommt, und alles mit der gleichen Sicherheit und Eleganz. Interessant oder porträtmäßig bedeutend sind diese Figuren nie, sie genügen gerade, um das Terrain zu beleben, und die Wirkung der Bilder beruht auf ihrem gewöhnlich angenehmen und freundlichen Gesamteindruck. Und je einfacher Wouwerman ist, je weniger interessant er in seinen Gegenständen sein will, desto eher kann er uns befriedigen. Die alltäglichen Szenen aus dem holländischen Leben, eine Kornoder Heuernte, ein über Land fahrender Wagen, Bauern zu Pferde oder auch Jagdzüge feiner Herrschaften sind uns lieber als die anspruchsvollen Kriegsbilder mit Reitergetümmel und Pulverdampf, die gewöhnlich auch größeren Umfang haben, aus seiner späteren Zeit. Denn je kleiner sein Format, desto feiner ist gewöhnlich seine Kunst, die durchaus als Kabinettsmalerei angesehen sein will. Darum legt er auch Wert auf Farbenwirkung und hat als Kolorist eine Entwickelung, die sich an seinen Werken verfolgen lässt: die frühesten Bilder sind am stärksten lokalfarbig, allmählich kommt ein Gesamtton zur Geltung, goldwarm oder silbergrau, ohne dass die Einzelfarben zu wirken aufhören, und dieses feine künstlerische Spiel gibt der Betrachtung den Hauptreiz. Die älteren Bilder haben wieder ihre besonderen Vorzüge durch die Naturfrische der Landschaft, die mehr Raum einnimmt, da die Staffage jetzt nur erst aus wenigen Figuren zu bestehen pflegt. Ganz zuletzt wird der Künstler zwar oft fabrikmäßig und nachlässig, aber daneben bringt er doch auch wieder die schönsten Sachen. Im ganzen mag er während seiner etwa dreißigjährigen Tätigkeit tausend Bilder gemalt haben, also alle vierzehn Tage eins, gegen 700 lassen sich noch nachweisen. Sie waren schon zu seiner Zeit gesucht und sind allem Geschmackswandel zum Trotz immer begehrt geblieben bis auf den heutigen Tag. Ein guter Wouwerman bringt unglaublich hohe Preise, wenn er überhaupt auf den Markt kommt. Denn das Meiste und Beste ist längst in den großen alten Sammlungen geborgen, so lange schon, dass z. B. das verhältnismäßig spät gegründete Berliner Museum nur sechs Stücke aufweist, davon die Hälfte aus den königlichen Schlössern, gegenüber den mehr als sechzig in Dresden und den je zwanzig in München und Kassel. — Unser Bild gehört nach der Art der Ausführung und der Form seines Monogramms (datiert hat Wouwerman nur selten) in die mittlere, beste Zeit. Es hat ein ganz kleines Format (33 zu 37 Zentimetern) und den Charakter der feinsten Kabinettsmalerei: dafür und für den Farbenton kommt namentlich der Mittelgrund in Betracht. Einer Erklärung bedarf dieser populärste und eigentlich selbstverständliche Darsteller in seinen Gegenständen so gut wie niemals. Hier wären höchstens die vielen kleinen Nebenvorgänge, die die Haupthandlung umgeben, zu beachten, spielende Kinder, ein Ziegenbockgespann, eine Obstverkäuferin, das Bauernfuhrwerk und der Reiter, die aus dem Mittelgrunde herankommen, und alle diese naturwahr gezeichneten Figuren, Menschen und Tiere, sind sicher und mit feinem Geschmack in den für sie bestimmten Raum gesetzt. Zu Wouwermans Zeit bevorzugte man schon die für vornehmer geltende italienische Richtung, und mancher echt holländische Figurenlandschafter, den wir heute hoch bezahlen, hatte damals kaum sein Auskommen. Wouwerman verstand es, sein Publikum ohne die italienische Verfeinerung zu gewinnen. A. P.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie