NICOLAS POUSSIN, Bacchische Szene

NICOLAS POUSSIN
(1594 — 1665)
Bacchische Szene
Leinwand: h. 0,95, br. 0,73 m

Nicolas Poussin, der Lieblingsmaler aller Franzosen, lebte hauptsächlich in Rom. Man hat seine erhabene Kunst oft mit der Tragödie des Zeitalters Ludwigs XIV. verglichen. Später malte er auch Landschaften mit antikisierender Staffage, wie die bekannte Landschaft mit dem Evangelisten Matthäus (Berlin). Aber ausgegangen ist er von der Darstellung mäßig großer Figuren, die von Landschaft und Architektur umgeben sind. Seine Studien waren tief und vielseitig. Er erforschte die antike Architektur, zeichnete nach Raffael und Tizian und modellierte mit Du Quesnoy zusammen nach dem Leben und der Antike. Seine Richtung führte ihn immer mehr auf die Zeichnung hin, auf die Durchbildung der Körperform und die Komposition. In der Malpraxis richtete er sich nach Domenichino, den er allen damals lebenden Künstlern vorzog. Aber seine früheren Bilder sind viel farbenreicher, manchmal sogar bunt; man sieht es dem Kolorit und auch den Gegenständen an, dass er die Venezianer, besonders Tizian studiert hat. Von dieser Seite zeigt ihn eins der seltenen außerhalb Frankreichs befindlichen Hauptwerke, ein Bacchanal in der Art Tizians, nur dass es in eine einzige höchst lebendige Figurengruppe zusammengedrängt ist. Die Nymphe hat den Rücken des zottigen Satyrs bestiegen und deutet mit der Rechten waldeinwärts, wohin die Reise gehen soll. Voran schreitet ein nackter Knabe, ein Amorin hat der Nymphe beim Aufsteigen geholfen, und ein kräftiger Faun mit dem Tafelgerät auf dem Kopfe beschließt den Zug. Auch die reife Sommerlandschaft mit dem abendlichen Himmel ist im Charakter Tizians gehalten. A. P.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie