JACOB SALOMONSZOON VAN RUISDAEL, Die Herde am Waldeingang

JACOB SALOMONSZOON VAN RUISDAEL
(1630/40— J68I)
Die Herde am Waldeingang
Eichenholz: h. 0,55, br. 0,82 m

Dieser vormals fast verschollene und auch heute nach Bredius' erfolgreichen Forschungen dem Laien unbekannte Landschafter ist dennoch wert, der Betrachtung der Kunstfreunde zugeführt zu werden. Sohn des Salomon van Ruysdael und Vetter des berühmten Jacob I. ward er 1664 als Meister in die Gilde von Haarlem aufgenommen, verlegt aber 1666 seinen Wohnsitz nach Amsterdam. Man hat alle Ursache seinen Vater auch als seinen Lehrer zu betrachten, da ihre Werke auffallend viel Ähnlichkeit miteinander haben und früher öfters verwechselt wurden. Doch ist Salomon Ruysdael der ungleich bedeutendere und auch fruchtbarere Künstler. Die in öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz befindlichen Werke des Sohnes belaufen sich auf kaum mehr als ein Dutzend, wobei allerdings nicht zu vergessen ist, dass sich früher und wohl auch jetzt noch manch ein Bild von ihm im Kunsthandel, richtig oder falsch benannt, umhertrieb und -treibt. Er lag neben der Malerei auch dem Strumpfhandel ob und wird eine solch praktischere Tätigkeit für ihn wahrscheinlich einträglicher gewesen sein als das Bildermalen, wie es ähnlich noch manchem anderen, selbst höher begabten Maler im damaligen Holland ergangen ist. Später muss unser Jacob wieder nach Haarlem zurückgekehrt sein, denn im November 1681 starb dort ein Jacob Ruisdael, der zweifelsohne identisch mit diesem Sohne des Salomon ist. — Die hier wiedergegebene Landschaft war früher seinem berühmten Vetter, dann seinem Vater, endlich dem als Maler in der Luft schwebenden Izaak van Ruisdael zugeschrieben, bis sie zuletzt nach Vergleich mit seinen anderwärts befindlichen bezeichneten Gemälden als sein Werk erkannt wurde. Wenn wir oben von der Ähnlichkeit seiner Malweise mit der seines Vaters sprachen und der darauf gegründeten bestimmten Annahme, er sei auch dessen Schüler gewesen, so ist das Kasseler Gemälde der beste Beweis dafür. Bis zur Täuschung — die ja auch in seiner zeitweiligen Benennung als Salomon Ruysdael ihren Ausdruck fand — ahmt es die Manier dieses bedeutenden Landschafters nach, in dem eigenartig gezeichneten, spitzblätterigen Baumschlag von tiefem warmbraunen Gesamtton, in dem Aufbau und der Führung der gleichfalls warmen, bräunlichen Wolkengruppen und in der besonderen Zeichnung der Kühe mit den scharf geschnittenen, spitz zulaufenden Köpfen. Eine milde abendliche Stille lagert über diesem Stückchen Wald und dem Weg davor, auf und neben dem Herde und Hirt ruhen, dieser in genügsamer Selbstbescheidung vor sich hinträumend, jene in kontemplatives Wiederkäuen versunken. Ein bescheidener, man möchte fast sagen idyllischer Charakter der Landschaft ist dem Sohne Jacob eigen und unterscheidet ihn von der reicheren und charaktervolleren Art seines Vaters Salomon. O. E.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie