GERARD DOU, Rembrandts Vater

GERARD DOU
(1613 — 1675)
Rembrandts Vater
Eichenholz: h. 0,24, br. 0,18 m

Der Leydener Gerard Dou kam als Fünf zehnjährig; er in die Werkstatt seines berühmten Stadtgenossen Rembrandt; drei Jahre darnach siedelte dieser nach Amsterdam über, sein Schüler aber blieb in seiner Vaterstadt zurück und entwickelte sich hier zu einem in seiner besonderen Art nicht minder berühmten und äußerlich sogar noch erfolgreicheren Künstler. Von der Hand dieses Feinmalers rühren die zwei ovalen, ganz kleinen Gegenstücke der Kasseler Galerie her, die in unseren Reproduktionen nur wenig verkleinert worden sind. — Das männliche Bildnis mit einem Federbarett, einer Halsberge über dem grauen Wams und einer blauen Schärpe über der Brust scheint einen alten Offizier darzustellen. Interessant ist der Graubart nicht, das Gesicht sogar recht gewöhnlich; er hat nur zwei kluge Augen und einen Zug von Energie, aber nichts, was uns anziehen kann. Höchstens beachten wir noch die peinliche Wahrheit der Ausführung und das schimmernde Helldunkel. Aber der ganze Mann hat etwas so wenig Geistiges, so Unvornehmes, als ob er sich in eine Verkleidung gesteckt hätte, die zu seinem Stand nicht passen will. Hören wir nun, dass dieser Alte Rembrandts Vater ist, von dem Schüler gemalt und vorher kostümiert, ganz wie es der Meister zu machen pflegte, und vielleicht mit den Ausstattungsstücken, die diesem gehörten, so gewinnt das kleine Bild für uns an Interesse als ein Denkmal seiner Zeit, und es beginnt uns etwas zu erzählen, woran wir Anteil nehmen mögen. Als Rembrandt noch in den bescheidenen Verhältnissen seines väterlichen Hauses lebte, nahm er sich seine Eltern und Geschwister und einzelne Zugewandte des Hausstandes zu Modellen, radierte und malte sie immer wieder, verwendete sie auch später noch auf seinen historischen Bildern, und es regte seine Phantasie an, wenn er sie auch schon zu Einzelstudien in irgend einer Verkleidung sitzen ließ, mit den wenigen Garderobestücken, die er damals nur besaß und die uns daher immer wieder mit porträthafter Deutlichkeit in jenen Jahren begegnen; später wurde er bekanntlich ein leidenschaftlicher Sammler solcher schönen Dinge. Ebenso machte es der junge Dou, wenn er sich im Porträtieren an seinen Eltern übte und an denen seines Lehrers, die er dann auch später noch auf seinen Genrebildern angebracht hat. Rembrandts Eltern als Einzelporträts von Dou sind immer undatiert, denn eigentlich sind es ja nur Studien für ihn; sie sind ziemlich zahlreich, und manche von ihnen stammen sicherlich noch aus jenen ersten Jahren. Das beste unter den Brustbildern von Rembrandts Vater ist dieses in Kassel. A. P.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Album der Kasseler Galerie