Abschnitt 3

Von den Söhnen des Ludwig Staats Hahn erhielt Friedrich (I.) in der Erbtheilung von 1731 Basedow mit Wargentin, Langwitz, Gessin, Schwinkendorf u. s. w. Er ist der Stammvater der Hahn auf Basedow und Neuhaus, während von seinem Bruder Ludwig Achatz das 1799 im Mannsstamme erloschene Haus Dieckhof ausging. Friedrich erwarb 1737 das herrliche Gut Neuhaus bei Lütjenburg, jetzt das grösste Gut Holsteins, mit den Dependenzen: Gottesgabe, Köhn (Meierhof), Mühlen, Warderhof, Morrehm, Pfarrdorf Giekau, Dransau, Engelau, Ekendorf, Köhn (Dorf), Gleschendorf und Pulsen, durch Kauf von seinem Schwiegervater, dem Geheimrath Dethlev von Brockdorf.

Zu seiner Zeit war es, als das Schloss Basedow auch seinen Theil von den Verwüstungen des siebenjährigen Krieges zu erleiden hatte. Am heiligen Abend vor Weihnacht 1761 warfen sich 26 schwedische Soldaten, von Preussen verfolgt, in das Schloss. Sie fanden Mittel, sich hier so lange zu halten, bis Succurs kam. Die Preussen mussten unverrichteter Sache abziehen, thaten es aber nicht, ohne noch die Wirthschaftsgebäude in Brand zu stecken. Sie waren vom Regimente des Obersten von Belling, bei welchem der nachmalige Feldmarschall Fürst Blücher damals als Lieutenant stand. Auch von Wargentin wurde bei dieser Affaire ein Theil zerstört.


Friedrich I. starb 1772. Ihm folgte sein Sohn Friedrich II., seit 1779 auch Besitzer der Lehngüter der Rempliner Linie, der erste Graf Hahn seit 1802, der Freund Herder's, Stolberg's, J. E. Bode's, der Begründer der Sternwarte Remplin (der ersten in Mecklenburg, 1793), die er mit den kostbarsten und seltensten Instrumenten ausrüstete. Er war ein Mann von der ausgebreitetsten wissenschaftlichen Bildung und der unabhängigsten, ehrenwerthesten Gesinnung, der seinen grossen Reichthum mit fürstlicher Munificenz zur Beförderung der Wohlfahrt und der Bildung seiner Unterthanen, zur Begründung wissenschaftlicher Institute und insbesondere zur Förderung der Astronomie und der Naturwissenschaften verwendete. Obwohl Neuhaus und Remplin seine eigentlichen Wohnsitze waren, vergass er doch des Stammschlosses zu Basedow nicht. In den ersten Jahren des gegen-wärtigen Jahrhunderts liess er den alten Flügel des Schlosses, rechts am Aufgange, ganz abbrechen und erbauete an dessen Statt ein neues schönes Gebäude, mit einem platten Zinkdache gedeckt und mit einem hohen, stumpfen Thurme. Im Jahre 1802 vollendet, ist dieser Theil des Schlosses seither von der grätfichen Familie bewohnt worden. Graf Friedrich liess auch die hundert Jahre früher von Christian Friedrich Hahn geschenkte Orgel in der Kirche zu Basedow wiederherstellen.

Diese Kirche umschliesst auch das Grab des am 9. October 1805 verstorbenen Grafen und seines vor ihm (am 12. Januar dess. J.) gestorbenen ältesten Sohnes, des Grafen Ferdinand. Der Besitz der Basedower Begüterung (Basedow, Gessin, Langwitz, Christianenhof, Schwinkendorf und Wendischhagen Antheil, Faulenrost, Demzin, Rittennannshagen, Hungerstorf, Lansen, Schwarzenhof, Grabowhöfe, Sommerstorf, Baumgarten, Panschenhagen, Eidenburg, Arensberg mit Hartenland) kam so an Friedrich's Enkel, den erstgebornen Grafen Friedrich Wilhelm Adolph (geb. am 18. Mai 1804), den jetzigen Erblandmarschall, welcher, seit dem 29. December 1826 volljährig, den Güterbesitz glänzend erhielt und vermehrte (Tressow, Lupendorf, Thürkow, Ulrichshusen), sich um die Veredlung der Pferdezucht und der Schafzucht bleibende Verdienste erwarb und seine Residenz Basedow durch viele grossartige Bauten und Anlagen herrlich verschönerte und erweiterte. Unter ihm wurde der neue Theil des.Schlosses 1837 von dem Geheimen Oberbaurath Stüler in Berlin mit Terrassen geschmückt, und unter desselben Leitung 1839 um ein Stockwerk erhöht und neu verziert. Es ist dies der westliche und südwestliche Theil des Schlosses, drei Stockwerke hoch, mit einem Thurme von eleganter Architektur geziert. Die Schlossgebäude schliessen einen inneren Hof ein, nur dass zwischen jenem neuen Hauptgebäude und dem alten Thorhause, das ebenfalls einen bedeutenden Umfang hat, ein freier Baum geblieben ist, den eine zierliche Brustwehr begrenzt. In dem innern Hofe stehen hinter dem Thorhause und demselben gegenüber an dem Neubau zwei alte Thürme mit kuppelförmiger Spitze. Aus dem Erdgeschosse des Hauptgebäudes gelangt man auf einen Torgobauten geräumigen Altan; dieser unter dem jetzigen Grafen geschaffene Vorbau enthält einen grossen Saal, mit den Bildern der Ahnen des Hauses und anderen Kunstwerten geschmückt.

Nördlich von dem Schlosse, etwa fünf Minuten von demselben entfernt, hat der jetzige Graf Hahn in hoher, weit sichtbarer Lage einen prachtvollen Marstall von sogenannten Klinkern massiv erbauen lassen. Das grosse vierseitige Gebäude von etwa 250 Fuss Länge und 140 Fuss Breite schliesst zwei innere Höfe ein; denn das mittlere Hauptgebäude, welches im Hauptportal drei Glasthüren hat, geht durch die ganze Tiefe. An jeder Ecke bildet ein Pavillon mit niedrigem spitzem Dache einen gefälligen Abschluss. In der Vorderfronte sind die beiden grossen Pferdeställe, jeder von 50 Bäumen; im rechten Flügel stehen die Trainirpferde, hinten befinden sich die Mutterpferde. Der linke Flügel enthält die Wagenremisen. Die inneren Wände sind mit grün und weiss marmorirter Töpferarbeit bekleidet. In der Nähe ist der Platz der Rennbahn, auf welcher früher auch Wettrennen gehalten wurden. Hinter dem Marstalle ist noch eine Anzahl Pferdehäuser für Zuchtstuten; diese sind in Quadratform, in der Mitte jeder Seite führt eine Thür in einen Stall, zu jedem dieser vier Ställe gehört ein eingehegtes Weidegebiet.

Südöstlich vom Schlosse liegt der schöne Wirthschaftshof, grösstentheils von dem Geheimen Oberbaurath Stüler in Berlin ausgebaut. Von demselben ist auch das ansehnliche, zwischen dem Wirthschaftshofe und dem Dorfe liegende Bibliothekgebäude, so wie alle noch zu erwähnenden Einzelbauten.

Vom Thor des Schlosses gelangt man über eine Wallgraben-Brücke in eine Avenue. Wo diese in die Hauptstrasse einmündet, gelangt man links in die Malohiner Chaussee, rechts in die gerade, saubere Dorfstrasse. Nördlich von der Avenue vor dem Hauptgebäude liegt ein grosser Teich; ein Inselchen in der Mitte desselben trägt die aus carrarischem Marmor gehauene Büste des Grafen Friedrich, des Astronomen. An dem Teiche liegt die Mühle recht malerisch, in der Nähe desselben an der Chaussee mehrere kleine Häuser für die grätliche Dienerschaft. Jenseits der Chaussee liegt die 1842 erbaute elegante Wohnung des Secretairs (das Secretariat), mit welcher das feuerfest angelegte Archiv verbunden ist. Geht man die freundliche Dorfstrasse hinunter, so sieht man am südlichen Ausgange derselben links die Schule, rechts die Kirche und die Pfarre. Die alte Kirche ist 1853 schön restaurirt, und der Thurm hat eine hohe Spitze erhalten.

Die Verlängerung der Dorfstrasse führt in den Thiergarten, das alte Wargentiner Holz. Am Eingange dieses grossartigen Parks liegt die Försterei, im Jahre 1840 in gothischem Styl von Stüler gebaut.