Abschnitt 2

Noch nicht hundert Jahre nach Nikolaus IV. Tode waren die unter den Nachkommen seines Bruders und seiner Söhne getrennten Besitzungen schon wieder bei dem Hause Basedow vereinigt. Basedow war der Centralpunkt der Hahn'schen Macht und Grösse, und die einmal damit verbunden gewesenen Besitzungen strebten immer wieder nach dem Anschlusse an diesen Mittelpunkt zurück. Als hundert Jahre nach der Abtrennung der Wargentiner Linie der berühmte Ritter Ludolf III. Hahn 1480 starb, war das Schloss zu Basedow, wie es 1474 in einer Urkunde genannt wird, schon die Residenz eines mächtigen Vasallen, bei welchem Söhne aus edeln Geschlechtern als Knappen dienten und der einen Geistlichen als 1. Schreiber in seinem Solde hatte. Im Jahre 1479 finden wir neben dem Schlosse ein Gestüt.(stud). Ludolf III. erhielt auch mit den Hahn von Kuchelmiss die Gesammtbelehnung mit dem Schlosse Pleetz (in Mecklenburg-Strelitz) und dem Erblandmarschallamte des Landes Stargard. Unter ihm hat das alte Schloss Basedow seine endliche Gestalt und Festigkeit erhalten. Er hatte (bis 1467) den Hauptthurm, die Mauern, die Gräben, die Vorburg, die Bauhöfe, auf starken Fundamenten, grossen Granitblöcken über eingerammten Pfählen, neu erbaut und setzte zwischen 1467 und 1473 noch zwei Thürme auf die Vorburg. Er war es auch, der in dem mit seinem Neffen Hans über Basedow und die daran vorgenommenen Bauten errichteten Auseinandersetzungsvergleiche vom 4. September 1467 das Schloss nicht zu einem Hause des Streites und der Gewaltthat, sondern zu einem Sitze des Friedens und des Rechtes weihete durch die Bestimmung, dass Niemand vom Schlosse Basedow Fehde oder Krieg erregen, sondern Jeder sich erst zu Recht erbieten und sich am Rechte genügen lassen solle.(Lisch Bd. II. S. 99). Aus diesem Vertrage mit dem Nachtrage von 1473 ergiebt sich noch Manches über den damaligen Zustand des Schlosses. Der eigentliche Schlossherr war und blieb Ludolf; Hans hatte Wohnung und freien Auf- und Abgang. Jenem lag die Hut des Schlosses ob; er hatte das Hauptthorgebäude, die Vorburg, das Thor und die beiden Thürme derselben zu seiner Disposition. In dem Schlosse war ein Gewölbe zu Armbrüsten, Pfeilen, Büchsen und Pulver und zur Aufbewahrung von „Briefen", d. h. Urkunden, also ein Rüstkammer- und Archiv-Gewölbe. Dieses blieb gemeinschaftlich, Daneben hatte Jeder der beiden Paciscenten noch ein besonderes Gewölbe. Unter allen nachfolgenden baulichen Veränderungen sind diese gewölbten Gemächer in ihrem Bestände, wenn auch nicht zu gleicher Bestimmung erhalten geblieben.

Die jetzige Kirche zu Basedow ist aus der letzten Periode des Spitzbogenstyls, dem Ende des fünfzehnten oder dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts. Wahrscheinlich hat Ludolf den Bau begonnen, und sein Sohn Nikolaus V. († 1503) denselben vollendet. Von der alten Kirche, die schon 1247 stand und in welche zu der Zeit Basedow, Gessin, beide Liepen, Sagel, Gutisdorf und Nicasiusdorf eingepfarrt waren, finden sich unbedeutende Spuren an den östlichen Ecken des jetzigen Kirchengebäudes.


Der aus dem Vertrage von 1467 erhellende Grundsatz des Gesammtbesitzes an dem Gute und selbst an dem Schlosse Basedow ward auch unter den drei Linien aufrecht erhalten, welche durch die bald nach Nikolaus V. Tode unter seinen Söhnen, Joachim, Ludolf und Christoph geschlossene Erbtheilung entstanden; dies waren die Linien Basedow-Hinrichshagen, Basedow-Seeburg und die jüngere Linie Basedow-Pleetz. Die drei Söhne der drei Gründer der Linien gaben noch dieser Genieinschaftlichkeit eine feierliche Sanction durch die gemeinsame Errichtung des Altars in der Kirche zu Basedow (1592). Die Hinrichshäger Linie, seit 1646 ohne Güter in Mecklenburg, starb mit den Söhnen des königlich dänischen Oberjägermeisters und Geheimraths Vincenz Joachim († 1680) im Mannsstamme 1706 aus. Durch die weibliche Nachkommenschaft des Vincenz Joachim ward jedoch noch eine königliche Allianz an das Haus gebracht, indem die Enkelin desselben, Anna Sophie, Gräfin von Reventlow († 1743), 1721 die Gemahlin des Königs Friedrich IV. von Dänemark ward. Auch die jüngere Basedow-Pleetzer Linie erlosch 1707 (s. unten). So war es die Nachkommenschaft Ludolf IV. († 1540), des Stifters der Basedow-Seeburger Linie, in welcher sich der Hahn'sche Hauptstamm, abgezweigt in die Häuser Kuchelmiss und Remplin (ausgestorben 1779), und sodann Basedow-Neuhaus und Dieckhof (ausgestorben 1799), und der arrondirte Güterbesitz bis auf die Gegenwart fortgepflanzt und erhalten hat, obwohl Basedow im Laufe des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts vorherrschend von den andern Linien, namentlich seit 1616 der Pleetzer, innegehabt und erhalten wurde.

Das Schloss Basedow erhielt seine nächste Erweiterung durch den vorgenannten Joachim Hahn, den Stifter der Linie Hinrichshagen. Im ersten Jahrzehnt des sechszehnten Jahrhunderts, während er an dem Hofe der Herzöge Heinrich's des Friedfertigen und Albrecht's des Schönen als Rath und Hofmarschall eine bedeutende Stellung einnahm, liess er sich ein „neues Haus" auf dem Schlosse erbauen, vor welchem er auch Weinberge anlegen liess. Sein Bau ist der noch stehende ältere Theil in der Mitte des Schlosses, der mit dem neuesten Bau einen rechten Winkel bildet. Herzog Heinrich schenkte ihm dazu im Juni 1513 zwei gemalte Fenster. Der Thurm an diesem Hause trägt die Jahreszahl 1552; er wird also noch in dem letzten Lebensjahre Joachim's erbaut sein; denn dieser starb während des oberländischen Feldzuges, in welchem sein Sohn Werner Hahn († 1593), der Rath Johann Albrechts, kämpfte.

Das Dritttheil von Basedow, welches dessen Sohn Hans († 1639) am 29. März 1616 seinem Vetter, dem Landmarschall Claus auf Pleetz überlassen musste, wurde auf 20,000 Thlr. geschätzt. Bei der Erbtheilung unter den Söhnen dieses Claus (1652) repräsentirten die darin begriffenen Theile von Basedow, also zwei Dritttheile, den Werth von 46,172 Gulden. Derjenige der Claus'schen Söhne, welchem dieser Basedow'sche Antheil in der Kavelung zufiel, der Geheimerath Christian Friedrich Hahn († 1701), consolidirte das gesammte Gut in seinem Besitze, indem er 1670 von den Seeburger Vettern auch das dritte Dritttheil nebst mehreren Pertinenzen von Basedow und dem Dorfe Wargentin durch Tausch und Kauf erwarb. Christian Friedrich, wie sein ältester Bruder, der Landmarschall Joachim Christoph auf Pleetz († 1658), und sein jüngster Bruder, der Landmarschall Cuno Paris († 1695) – alle drei Söhne des ehrwürdigen Landmarschalls Claus, der 1630 vor den Wallenstein'schen Commissarien ,,in der gesammten Landstände Sinn" erklärt hatte: er habe zwar seine Güter, aber die seien ihm nicht so lieb – als seine Religion und seiner Seelen Seligkeit – traten (der letztgenannte um dieselbe Zeit wie der Herzog Christian Louis) zum Katholicismus über; nichtsdestoweniger erwies sich Christian Friedrich der Kirche zu Basedow als ein guter Patron; er liess ihr 1680 eine Orgel bauen und schenkte ihr 1699 eine neue Kanzel. Der Landmarschall Claus († 1651) hatte acht Söhne und zwei Töchter; dennoch war 56 Jahre nach seinem Tode sein Mannsstamm erloschen: drei Söhne starben jung, drei (darunter Christian Friedrich) blieben unvermählt, den Landmarschall Joachim Christoph überlebte nur eine Erbjungfer und den Landmarschall Cuno Paris nur ein Sohn, der unvermählte Landmarschall Wedige Christian, mit dessen Tode am 6. September 1707 das gesammte Pleetzer Haus ausstarb.

Die Besitzungen dieser Linie, Basedow, Hinrichshagen, Pleetz mit allen Gütern im Stargardischen und dem Erblandmarschallamt, Dieckhof, Panstorf, Arensberg und die zu diesen Hauptgütern gehörigen Nebengüter, nebst einem auf 72,000 Thaler geschätzten. Allodialvermögen, fiel nun an die Gesammtlinie Seeburg. Die Streitigkeiten über das Allodialvermögen mit den von Vieregge auf Rossewitz, deren Mutter, Anna Margarethe Hahn, eine Vatersschwester des Erblassers gewesen war, nehmen in der Geschichte Basedow's eine Stelle ein. Auf Anhalten der von Vieregge erkannte die Justizkanzlei zu Rostock am 4. Sept. 1708 die Sequestration der Güter des verstorbenen Landmarschalls (Lisch Bd. IV. 5. 192. sqq.). Zur Sicherung der Ausführung wurden am Tage dieses Urtheilsspruches die Strand- und Landthore Rostocks bis 3 Uhr Nachmittags gesperrt. Unterdess begab sich der Canzlei-Vice-Director Schöpffer von dort nach Basedow. Mit Hülfe eines Piquets Dragoner, die am 3. Sept. vorausgeschickt waren, nahm er am 1. Abends Basedow, am 5. die übrigen Güter in Besitz. Die Aufhebung dieses Sequesters erfolgte zwar 1709, aber mehrere auf das Allodialerbe bezügliche Specialprocesse dauerten, bis der Kampf der Stände gegen den Herzog Carl Leopold in alle obschwebenden Streitigkeiten noch grössere Verwirrung, brachte. Der Herzog belegte Basedow und die übrigen Hahn'schen Güter am 27. April 1718 wieder mit Sequester. Die endliche Ausgleichung der Streitigkeiten mit den von Vieregge erfolgte erst 1729 durch einen Vergleich.

Der Nachlass blieb zwischen den beiden seeburg'schen Häusern Kuchelmiss und Remplin zehn Jahre ungetheilt; nur Pleetz kam wegen des Landmarschallamtes gleich an ein bestimmtes Haus, das Rempliner. Erst 1717 trat zwischen den Repräsentanten des Letzteren, den Brüdern Günther († 1720) und Levin Ludwig III. († 1728), und den Repräsentanten.des Hauses Kuchelmiss, den Brüdern Ludwig Staats I. († 1730) und Werner Achatz.( † 1721), eine Theilung dahin ein, das's die letzteren Basedow, Hinrichshagen, Dieckhof und Repeschendorf, die ersteren dagegen Arensberg und Panstorf, und zwar beide ungetheilt, übernahmen.