Abschnitt 2

Am 8. October 1642 erhielten der oben genannte Joachim Heinrich von Drieberg und seine Brüder den Lehnbrief über Cramonshagen als neues Lehn. Von 1659 an war derselbe allein im Besitz von Gottmannsförde und Cramonshagen. Während der Minderjährigkeit seines Sohnes Joachim Heinrich musste seine Wittwe das Gut wieder mehrmals zu Pfand geben, so 1682, an den Rittmeister Peterswaiden für 1000 Gulden, 1687 an Curd Levin von Sperling für die gleiche Summe, 1688 an die Domkirche in Schwerin für 1000.Thaler. Nachdem Joachim Heinrich grossjährig geworden war, trat er wieder in den Besitz des Gutes, über welches er 1709 mit dem Hans Curd von Halberstadt auf Schossin einen Vertrag wegen der beiderseitigen Rossdienste und Contribution abschloss. Dieser Joachim Heinrich von Drieberg, der von seinen Mitständen zum Landrath präsentirt und dazu ernannt wurde, starb 1716, in welchem Jahre seine Wittwe für ihre drei unmündigen Söhne, Hartwig Joachim Heinrich, Georg Friedrich und Georg Carl Diederich, das Gut muthete. Bald aber trat unter der Verwaltung der Wittwe wieder eine Reihe von Verpfändungen (1718, 1720, 1721, um 1725, 1728) ein. Das Gut war überschuldet. Die Landräthin von Drieberg wollte zur Veräusserung schreiten, hatte aber bei diesem Vorhaben die Creditoren gegen sich. Es kam zum Concurse, aus welchem 1738 der Kammerjunker Carl Friedrich von Drieberg auf Klein Sprenz die Güter Cramonshagen und Gottmannsförde für das Meistgebot von 45,400 Thlrn. erstand.

Im Besitze dieses Zweiges der Familie von Drieberg blieben die Güter bis in die siebenziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, wo dieselben in Concurs kamen.


Von den von Drieberg-Gottmannsförder Creditoren wurde 1781 Gottmannsförde an die von Kolhans'sche Curatel, Cramonshagen aber an den Oberstlieutenant Ulrich Carl Adolph von Bassewitz auf Schönhof verkauft. Dieser überliess das Gut schon 1783 an den Johann Jacob August Sehönberg zu Kl.-Brütz, späteren Amtsrath, für 28,800 Thlr. N 2/3 und 100 dänische Dukaten Schlüsselgeld. Amtsrath Schönberg verkaufte Michaelis 1798 die Lehngüter Cramonshagen und Nienmark nebst dem Bauerndorfe Cramon an den Johann Friedrich Böhl aus Hamburg für 91,000 Thlr. N 2/3. und 500 Thlr. Schlüsselgeld. Der neue Besitzer liess seine Brüder, Johann Nieclaus und Anton Gottlieb, beide in Cadix, und Carl Wilhelm in Hamburg mit in die Belehnung aufnehmen. Von diesen vier Brüdern wurden zwei in den Adelstand erhoben, Johann Nicolaus Bohl, genannt Faber, am 8. April 1806 unter dem Namen Bohl von Faber, und der Besitzer von Cramonshagen, Johann Friedrich, im Jahre 1818. Letzterer erwarb im Jahre 1829 auch Gottmannsförde durch Kauf von den Suckow'schen Eichen und starb am 21. December 1844. In Gemässheit seiner letztwilligen Disposition kam das Gut Cramonshagen mit Cramon und Nienmark durch Kavelung 1846 an seinen zweiten Sohn Theobald Friedrich von Bohl, während der jüngste, Rudolph Johannes, Gottmannsförde erhielt. Dem ältesten Sohne, Hermann Martin, fiel die testamentarisch bestimmte Geldkavel zu.

Der jetzige Besitzer hat das Gut durch kunstsinnige Verschönerungen zu einem der anmuthigsten Landsitze des westlichen Mecklenburgs gemacht. Bei der zweiundzwanzigsten Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe, welche im September 1861 in Schwerin stattfand, wurde Cramonshagen auf einer der von dem Vorstande festgesetzten landwirthschaftlichen Excursionen von vielen der fremden Landwirthe besucht und fand sowohl wegen der lieblichen Lage als in Betreff der wirthschaftlichen Einrichtungen deren vollste Anerkennung.

Von Interesse möchte hier noch die Notiz sein, dass die berühmteste spanische Schriftstellerin der Gegenwart, unter dem Pseudonymon Fernan Caballero bekannt, deren Romandichtungen in mehrere Sprachen übersetzt und auch in der deutschen Lesewelt durch mehrere Uebersetzungen eingebürgert sind, durch ihre Abstammung der Böhl'schen Familie angehört. Einer der oben genannten Brüder des ersten Besitzers von Cramonshagen aus dieser Familie, Johann Nikolaus, war hanseatischer Consul zu Cadix. Er lebte viele Jahre in Spanien und erwarb sich um die Kunde der altcastilischen Poesie ein Verdienst durch die Herausgabe der Floresta de rimas antiguas Castellanas ordenada por D. J. N. Boehl de Faber, von welcher 1821 —1826 drei Theile in Hamburg erschienen, eine Auswahl trefllicher charakteristischer Gedichte mit sehr nützlichen Registern und Noten. Durch Veröffentlichung seines Briefwechsels mit dem nun auch verstorbenen Dr. Julius in Hamburg ist neuerdings die Aufmerksamkeit wieder auf ihn gelenkt worden. Sein Sohn, Johann Jakob Böhl von Faber, war 1829—1847 Besitzer von Schmachthagen bei Grevismühlen. Seine Tochter Dona Cecilia Böhl de Arron, Gemahlin des Don Antonio de Arron, der ein spanisches Consulat in Australien verwaltete, früher vermählte Marquisin d'Arco-Hermoso, ist die unter dem Namen Fernan Caballero berühmt gewordene Schriftstellerin. Der Gegenstand ihrer Romane (La Gaviota — La famiglia Alvareda — Un verano en Bornos — Elia — Pobre Dolores — Lucas Garcia — Clemencia — Lagrimas etc.) ist die Schilderung des Lebens und der Sitte in Andalusien, so dass man die talentvolle und ihren Gegenstand mit Liebe umfassende Erzählerin auch den andalusischen Walter Scott nennen kann.

Ausleihe Landesbibliothek M-V