Abschnitt 3

Vor der ganzen Ausdehnung des Neubaues an der Schlossgarten-, Burgsee-, Stadt- und Marstallseite erheben sich bis zur Höhe des Erdgeschosses vorspringende Bastionen, die auch das Wachegebäude einschliessen, und deren innerer Raum zu Wirthschafts - und Feuerungs- Magazinen u. s. w. benutzt wird. Sie sind mit Portlandcementquadern vorgeblendet. Um den ganzen Neubau läuft oberhalb der vier Stockwerke eine offene Gallerie, die mit dem zweiten Giebel der Marstallseite abschliesst. Hier bezeichnet ein zierliches Metallthürmchen oberhalb einer offenen Bogenstellung die Grenze des Neubaues.

In der unausgefüllten Ecke zwischen dem kleinen Glockenthurm und dem sogenannten kleinen „Treppenthurm“ am Kirchenchor fesselt die blühendste Gothik, wenn auch in kleinen Maassen entwickelt, das überraschte Auge. Hier ist der im Innern restaurirten Kirche Johann Albrecht's eine Altarkirche aus Sandstein in dem reinsten Spitzbogenstyl des vierzehnten Jahrhunderts, mit Benutzung eines Planes des Kölner Dombaumeisters, Geheimen Regierungsraths Zwirner, angebaut. In schmuckloser Einfachheit, auch im Innern nur durch die Farbenpracht schöner Glasmalereien belebt, entnimmt dieser Hochchor allen Reiz nur der Harmonie der Formen und der Verhältnisse.


Die 93 Fuss lange, mit einem eleganten vorspringenden Balkon verzierte Fronte zwischen dem kleinen Treppenthurm am Kirchenchor und dem Hauptthurm gehört dem 39 Fuss tiefen „langen Hause" des Herzogs Magnus an, welches Herzog Johann Albrecht zuerst mit Thonreliefs verzierte. Die Bedeutung dieser Ornamentirung mittelst eines allgemein zugänglichen vaterländischen Materials für die Herstellung eines eigenthümlich modificirten norddeutschen Styls der Renaissance ist bereits im ersten Heft (S. 2. 3.) hervorgehoben. Es lag in der erhaltenden, geschichtlichen Idee des Neubaues, dieses Ornament da wieder einzuführen, wo es zuerst am Schlosse verwendet worden war. So sehen wir denn zunächst den Seitengiebel dieses Gebäudes hinterwärts vom Treppenthurm, die Friesbänder des letzteren und sodann über dem Waffensaale die drei elegant gegliederten, das Dach verdeckenden Rundgiebel, die Friese zwischen den drei Stockwerken, die rundbogigen Fensterstellungen und die Scheidestäbe der dreigetheilten Fensterräume in lebhafter rother Färbung aus dem Grau der angrenzenden Gebäudetheile hervortreten. Die Friesbänder sind mit den in gebranntem Thon ausgeführten Portrait-Medaillons der zur Zeit des Baues lebenden Mitglieder des Grossherzoglichen Hauses geschmückt, nämlich in der Festetage links vom Balkon: Herzogin Marie von Sachsen-Altenburg, Herzogin Helene von Orleans, verwittwete Erbgrossherzogin Auguste Friederike, rechts von demselben die Grossherzogin - Mutter Alexandrine, die Herzogin Louise, vermählte Prinzessin Windischgrätz, die Grossherzogin Auguste; – dann weiter unten in der Beletage links vom Balkon Grossherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz, Herzog Gustav von Mecklenburg-Schwerin, Grossherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, rechts von demselben der letztverstorbene Grossherzog Paul Friedrich und dessen beide Söhne, der Herzog Wilhelm und der jetzt regierende Grossherzog Friedrich Franz. Dieser hat in zwölf Scutellen der vorbezeiclmeten drei Giebel die aus gebranntem Thon modellirten Büsten derjenigen Männer aufstellen lassen, welche an dem Bau des Schlosses und für denselben gewirkt haben. Dem Hauptthurm zunächst stehen die Mitglieder der Sohlossbaucommission: Staatsminister Ludwig von Lützow in der Mitte, Oberhofmarschall Jaspar von Bülow rechts, Oberhofmeister und Generalmajor Adolph von Seil links, Schlosshauptmann und Oberschenk Carl von Lützow oben; am mittleren Giebel: Hofbaurath Demmler in der Mitte, Baumeister Behnke rechts, Hofbaurath Willebrand links, Bauconducteur Willebrand oben; neben dem Treppenthurm: Geheimer Oberbaurath Stüler in Berlin in der Mitte, Archivrath Dr. Lisch rechts, Glasmaler Ernst Gillmeister links, Bauconducteur Stern oben.

Auf dem stumpfen Winkel, der hier den Uebergang zu der langen Fronte am Burggarten bezeichnet und durch den die Thonreliefpartie auf zwei Façaden vertheilt wird, ist der runde Hauptthurm des Schlosses den alten Theilen, dem „langen Hause" und dem ,,Bisohofshause", neu vorgebaut. Bei einer Höhe von 254 Fuss über dem Spiegel des Schweriner See's, den er mit der reichgegliederten Terrasse, die ihm zum Piedestal dient, berührt, zeigt er in der Ausführung der einzelnen Theile dieselbe Construction und Verzierung, wie die vier Eckthürme, nur dass er oben unter der höchsten Spitze eine offene Gallerie hat, auf welcher schwindelfreie Personen eine freie weite Umsicht auf alle die Schönheiten gemessen können, die sich mittelst der schon erwähnten panoramenartigen Durchsichten in dem Gesims unter den Fenstern des Thurmdaches in eine Reihe schöner, begrenzter Bilder sondern. Aus dem Thurme tretend steigt man auf einer breiten, aus grossen Granitblöcken gehauenen Treppe in den Burggarten hinab, welcher, in Terrassenform angelegt, sich den vorspringenden Unterbauten des Thurmes auf die anmuthigste Weise anschmiegt und mit ihnen ein Ganzes ausmacht. Der obere Theil dieser vollendet schönen Anlage des Gartendirectors Klett liegt in gleicher Höhe mit dem Dache, der untere mit dem Erdgeschosse des Wintergarten-Gebäudes, welches, 107 Fuss lang und 44 Fuss breit, seine 15 Fuss breiten Flügel noch 59 Fuss seewärts vorstreckt; die Enden der Flügel laufen in halbkreisförmige Colonnaden aus, die sich in gleicher Linie mit dem Centrum des Wintergartengebäudes und mit der Hauptthür des hohen Thurmes in einem Thor vereinigen, welches auch in der Construction mit jener Hauptthür correspondirt. Die Platform oberhalb dieses Thores trägt eine Gruppe in Erzguss, Hercules einen Stier bändigend, von dem Bildhauer Kriesmann in Berlin, der dieselbe Gruppe auch für einen der königlichen Gärten bei Potsdam ausgeführt hat. Die zu beiden Seiten in den Garten vorspringende Bedachung der Colonnaden ist mit zwei 20 Fuss hohen candelaberartigen Säulen aus Zinkguss (modellirt von Dankberg in Berlin, gegossen von Kahle in Potsdam) geschmückt. Von der oberen Terrasse unmittelbar vor dem Hauptthurm kann man mittelst; einer Steintreppe in den Gartenraum zwischen den Flügeln herabsteigen; dem Platze zwischen den Colonnaden gereicht ein geschmackvoller Springbrunnen zur Zierde. Mit dem Wintergarten stehen noch zwei weite Souterrain-Säle in Verbindung, auf welchen zum Theil der Burggarten ruht. An den Pilastern des einen dieser Säle, welcher, 90 Fuss lang und 20 Fuss breit, vor dem Kirchengebäude liegt, sieht man noch alte Thonreliefs aus der Zeit des Herzogs Johann Albrecht, die von seinen Bauwerken abgenommen sind. Der andere Raum von 71 Fuss Länge und 37 1/2 Fuss Breite heisst der Weinlaubsaal, weil die Thonsäulen und Pilaster desselben mit Weinranken u. dgl. ornamentirt sind. – Aus diesen labyrinthisch verschlungenen Souterrains, und zwar aus dem des „langen Hauses", führt ein Gang nach dem cyklopischen Grottenbau, dessen graue Masse aus rohen, scheinbar unverbundenen Steinen aufgethürmt, mit dem frischen Grün der umgebenden Partien und der die Steine selbst umwuchernden Kankengewächse eigenthümlich contrastirt. In einer Länge von 90 Fuss führt dieser Grottengang in drei parallelen Wölbungen, jede 14 Fuss breit, bis in das Wasser des Schweriner See's. Auf der Grundlage kleinerer Steine erheben sich immer grössere, je höher der Bau aufsteigt, bis von der oberen Wölbung des Innern die kolossalsten Granitblöcke in regellosem Durcheinander scharfkantig auf das Haupt des Beschauers herabdrohen.

Von dem Hauptthurme bis an den südöstlichen Eckthurm, an lieblichen Partieen und Blumenparterres des Burggartens entlang, erstreckt sich in einer Länge von 150 Fuss, an Tiefe ungefähr dem „langen Hause" gleich, eine gemischte Façade, die sechste und letzte Seite des Schlosses. Diese Seite hat vor Allem die Aufgabe, dem Schlosse auch in seiner neuen, glanzvollen Wiederherstellung den Charakter des Historisch-Gewordenen zu erhalten. Sie ruft durch die Ungleichheit des Styls und die Mannichfaltigkeit der Hervorragungen über dem Dache den Eindruck des Schlosses, wie es vor dem Neubau war, annähernd zurück. Das dem Hauptthurm zunächst liegende, etwas vorspringende Gebäude trägt über zwei mit je zwei flachrundbogigen, dreigetheilten Fenstern versehenen Stockwerken zwei Dachgiebel, deren Structur zwischen den Rundgiebeln des „langen Hauses" und den eckigen Giebeln des auf der andern Seite angrenzenden Gebäudes die Mitte einnimmt. Die einfach edlen Verhältnisse, wie das schöne Maass der Thonrelief-Verzierungen machen diese Façade, an der ein Theil der Gemächer der Grossherzogin liegt, zu einem Musterstücke dieses an dem Schweriner Schlosse wiedererweckten Ornaments und des entsprechenden Styls, dessen Bereich hier mit der vorspringenden, durch einen schlanken, freistehenden Pfeiler markirten Ecke abschliesst. Der zuvor beschriebenen Medaillonreihe an dem ,,langen Hause" entsprechen hier die Portraitmedaillons einiger verwandter oder sonst durch ein besonderes Interesse mit dem Grossherzog verbundener Monarchen, nämlich oben links König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen und Kaiser Nikolaus I. von Russland; rechts König Ernst August von Hannover und König Friedrich August von Sachsen; – unten links der Papst Gregor XVI. und der Sultan Abdul-Medschid; rechts König Friedrich VII. von Dänemark. Zwischen dieser Ecke und dem Eckthurme liegt das alte Hofküchengebäude. Vier Stockwerke hoch, trägt es über denselben drei gleichgeformte Dachgiebel und wird durch zwei stark vortretende Mauerpfeiler, welche mit Metallthürmchen von der bereits bezeichneten Form gekrönt sind, in drei Theile getheilt; jeder Theil hat in den drei unteren Stockwerken drei Fenster Breite, im vierten aber zu beiden Seiten eines grossen Doppelfensters kleine länglich-viereckige Maueröffnungen. Vor diesem Hause steigt man auf einer Steintreppe zu einem zierlichen Blumenparterre hinab, das auf der andern Seite von der auf Bogenwölbungen ansteigenden Auffahrt begrenzt wird, und in dessen Mitte ein Springbrunnen Kühlung und Frische verbreitet.
fehlt


auf Prieschendorf, von welchem das Gut 1842 in den Besitz des Christian Wilhelm E ng e 1,.damals auf Gross - Grabow, überging. Die Veränderung des Namens der Pertinenz „Blechern.Krug" in ,, Charlottenthaler Mühle" war im December 1841 landesherrlich ge-.nehmigt worden.

Der Gutsbesitzer Engel, ausgezeichnet als Landwirth und hochverdient durch sein.gemeinnütziges Wirken als Hauptdirektor des mecklenburgischen patriotischen Vereins, als.Direktor der ritiersohaftlichen Brand - Versiohemngs - Gesellschaft des mecklenburgischen und.wendischen Kreises und als Mitglied des Direktoriums der Gesellschaft zur Erbauung der.Güstrow-Krakow-Plauer Chaussee u. s. w., wurde der Erbauer des neuen Charlottenthal,.wie es jetzt dasteht.