Rothenmoor (Lehngut im ritterschaftlichen Amt Stavenhagen)

Der Hof Rothenmoor liegt unweit des südlichen Uferrandes des Malchiner Sees in einer von massig ansteigenden Höhen umgebenen Niederung. Die Lieblichkeit der Uferpartieen des Malchiner Sees ist bekannt; sie ist auch die schönste Zierde der Lage von Rothenmoor.

Der jetzige Hof ist im ersten Decennium des fünfzehnten Jahrhunderts angelegt, nachdem die hier angesessene Linie der Malt'zan im Jahre 1371 auch das noch weiter südlich vom See gelegene Sagel erworben hatte. Im Jahre 1414 wird zuerst der Knappe Ulrich Maltzan „to deme Kodenmure" genannt. Vor dieser Zeit stand auf der Rothenmoorschen Feldmark das Maltzan'sche Gut Tribeschendorf (Tribessekendorp), bis hart an das Ufer des Malchiner Sees, und etwas weiter landwärts, unmittelbar an dem jetzigen Hofe Rothenmoor und in dessen Gärten, das Dorf Penkun, von welchem der letzte Katen erst 1829 abgebrochen ist.
      Ein Ackerstück von bedeutendem Umfange zwischen dem jetzigen Hofe und dem See, auf welchem man bei der Beackerung viele Überreste von Fundamenten gefunden hat, heisst noch heutzutage im Munde der Leute „der Beschendörp" oder „Peschendörp" (schon in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts Bezekendorpe). Es deuten auch viele Spuren und bis in die neueste Zeit fortdauernde Auffindungen darauf hin, dass Tribeschendorf ein fester Rittersitz gewesen ist und einen kleinen Burgwall gehabt hat. Der „Peschendorf" streckt sich an dem Malchiner See zwischen Wiesen hin. An dem Rande einer Wiese findet sich eine runde Stelle, etwa 26 Schritte im Durchmesser haltend, welche mit einem alten verfallenen Graben umgeben ist. An den Tannen, die am Wege von Rothenmoor nach Dahmen liegen, grub man eine Steinkiste aus; in derselben lagen Scherben schön geformter Urnen, wie solche auch auf dem benachbarten Moltzower Felde aufgefunden sind. In der Nähe jenes Fundortes wurden mehrere Grabstätten entdeckt. Zwischen den Grundpflastersteinen eines derselben fand man gravierte Handringe, einen Armring, einen Halsring, eine Heftel, Knöpfe, sämtlich von Bronze, neben verbrannten Knochensplittern. Auf einer Höhe an dem Gross-Stüder See, zwischen Rothenmoor und dem Wargentiner Holze, stand ein 1847 abgetragenes Hünengrab. Noch ausserdem gab die Rothenmoor'sche Feldmark, wie die angrenzende Sagelsche, reiche Ausbeute an Überresten des Altertums, welche dem historischen Sinne und Streben eines verstorbenen Sohnes des jetzigen Besitzers von Rothenmoor, des Freiherrn Albrecht von Maltzan auf Peutsch, ihre Erhaltung verdanken.


Wenigstens seit der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts war Tribeschendorf im Besitze der darnach benannten Linie, des edlen Hauses Maltzan, welche sich in der alten Rothenmoorschen Linie fortsetzte. Auf Ulrich Maltzan (1340–1378), dessen Abstammung Lisch (Maltzan'sche Urkunden Bd. II. S. 37.) durch Ludolf (auf Cummerow, Burgmann zu Gadebusch) auf den primitiven Bernhardschen Stamm zurückfuhrt, folgte der werle-goldberg'sche Rath Eckhard Maltzan, auf diesen der bereits oben genannte Ulrich „to deme Rodenmure". Nach ihm war noch ein gleichnamiger Sohn im Besitze, der letzte Mann dieser Linie (1426–1443). Dessen Schwester, die Erbjungfer von Rothenmoor, wurde an Hartwig Breide, wahrscheinlich aus der Linie Markow bei Ivenack, verheirathet, und die Rothenmoorschen Güter fielen am 19. März 1462 an den herzoglich mecklenburgischen Rath und Marschall des Fürstenthums Wenden Lüdeke (Ludolf) Maltzan aus der alten Grubenhagen'schen Linie, welcher um dieselbe Zeit mit den seinen Vorfahren erblich verpfändeten Hebungen und Gerechtsamen in den Dörfern Dahmen, Sagel und Moltzow erblich belehnt wurde und das bisher zwischen den Maltzan von Grubenhagen und von Wolde ungetheilt verbliebene Marschallamt im Fürstenthum Wenden ganz an die Grubenhagen'sche Linie brachte. Lüdeke Maltzan starb 1481 oder 1482. Auch unter seinem Sohne Wedege blieben die Rothenmoor'schen Güter im gemeinschaftlichen Besitze mit Grubenhagen etc. vereinigt. Von dessen Söhnen setzte der Erblandmarschall Dietrich die Grubenhagensche Hauptlinie fort, während Christoph die jüngere Trechow'sche Linie stiftete und Lüdeke Ulrichshusen und Rothenmoor c. p. erhielt. Des Letzteren Sohn Wedege wurde der Stifter der neuen Rothenmoor'schen Branche (um 1558). Sein Sohn Volrath Lüdeke bekleidete die Landmarschallswürde im Fürstenthum Wenden, bis er dieselbe 1620 seinem Vetter Vicke Maltzan auf Ulrichshusen und Grubenhagen (aus der von Wedege's Bruder abstammenden Ulrichshusenschen Branche) überliess. Sein Sohn Johann Dietrich musste die Rothenmoor'schen. Güter während des dreissigjährigen Krieges seinen Gläubigern überlassen, aus deren Händen jedoch sein Sohn, der Landmarsehall Volrath Levin, nicht nur diese wieder an sich brachte, sondern auch (1686) von seinem Schwiegervater, dem Landmarschall Adolph Friedrich Maltzan auf Grubenhagen, pfandweise das Gut Grubenhagen c. p. dazu erwarb. Der Landmarschall Volrath Levin erbaute, wahrscheinlich in dem letzten Decennium des siebzehnten Jahrhunderts, das jetzige Haus Rothenmoor. Ein Kamin in demselben trägt noch das Hahn'sche Wappen, da der genannte Erbauer in erster Ehe mit Ilsabe Metta von Hahn vermählt war. Ihm folgten im Besitze von Rothenmoor nach einander seine Söhne Johann Dietrich (aus erster Ehe) und (1712) Levin Joachim (aus dritter Ehe mit Ilsabe Margarethe von Grambow, gest. am 17. April 1750). Der Letztere hinterliess ebenfalls zwei Söhne, Volrath Levin und Johann Lothar Friedrich. Volrath Levin folgte in Grubenhagen und ererbte, nachdem sein genannter jüngerer Bruder, königlich dänischer Kammerherr und ausserordentlicher Gesandter am kaiserlich russischen Hofe zu St. Petersburg, am 31. December 1756 ohne männliche Leibeserben gestorben war, auch Rothenmoor. Dessen Sohn, Lüdeke. Adolph, vermehrte den Besitz (1783) durch den Ankauf der bisherigen Hahnschen Hufen in Moltzow. Er starb noch in demselben Jahre und hinterliess Grubenhagen, Rothenmoor, Ulrichshusen und Moltzow mit Zubehörungen seinem Sohne, dem letzten Grubenhagenschen Erblandmarschall Cord Jaspar Ferdinand Freiherrn von Maltzan, welcher, 34 Jahre alt, am 1. December 1815 im Zweikampf erschossen wurde, ohne Kinder zu hinterlassen.

Alsbald gingen die Repräsentanten der schlesisch-penzlinschen Linie der Freiherren und Grafen von Maltzan (s. darüber Weiteres bei Burg Penzlin im ersten Doppelhefte), der Graf Joachim Carl von Maltzan auf Militsch und die Brüder Ferdinand, Friedrich und Adolph von Maltzan, Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin, auf Penzlin, Peccatel und Wicezowa, mit Ansprüchen auf die eröffneten Lehne Grubenhagen, Rothenmoor, Ulrichshusen und Moltzow, so wie auf das Landmarschallamt im Fürstenthum Wenden hervor. Ausserdem traten auch die Freiherren von Maltzan auf Osten, Sarow, Wolde etc. mit Lehnsansprüchen auf.

Nach einer gründlichen archivalischen Erörterung, welche auf die Geschlechtsgeschichte des weitverzweigten Hauses Maltzan viel Licht geworfen und weitere urkundliche Forschungen angebahnt hat, wurden die Besitzungen der Grubenhagenschen Linie mit der Erbmarschallswürde den genannten Brüdern, Freiherren zu Wartenberg und Penzlin, zugesprochen. In der Erbtheilung fielen Rothenmoor mit Dahmen und Sagel, Moltzow, Rambow etc. dem jetzigen Landrath Friedrich Rudolph Nikolaus von Maltzan, Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin, bisher auf Peccatel, Brustorf, Peutsch etc. (geb. am 4. August 1783), zu, einem hochverdienten Manne, der mit der regsten Betheiligung an den geistigen Interessen, die die Welt bewegen, einen thatkräftigen Eifer für die lutherische Religion und Kirche verbindet und sowohl in der gewissenhaften, überzeugungstreuen Ausübung seiner landständischen Pflichten als in seiner gutsherrlichen Stellung die wärmste Liebe zu Mecklenburg und den Mecklenburgern an den Tag legt. Am 6. December 1837 in das Amt eines Landraths eingetreten, hatte der Freiherr Friedrich von Maltzan dasselbe am 6. December 1862 ein Vierteijahrhundert bekleidet. Der zur Zeit versammelte Landtag fasste an diesem Tage folgenden Beschluss:.„Bei der heutigen Wiederkehr des Tages, an welchem vor nunmehr 25 Jahren die Herren Landräthe Freiherr von Maltzan auf Rothenmoor und von Rieben auf Galenbeck zu Landräthen Herzogthums Güstrow sind erwählt worden, fühlt die Landtags-Versammlung sich gedrungen, in dankbarer Erinnerung der vielfachen Verdienste, welche beide hochverehrte Herren durch rückhaltlose Hingebung und unermüdlichen Eifer für das Wohl des Landes in einer langjährigen ständischen Wirksamkeit sich erworben haben: Hochdenselben ihre warme Verehrung und ihre lebhafte Freude zu bezeugen, sie noch heute mit ungeschwächten Kräften, die Gott ihnen noch lange erhalten wolle, in ihrer wichtigen Stellung an der Spitze der Stände zu erblicken."

Zur Zeit seines Besitzes ist in Rothenmoor unter der Verwaltung seines Sohnes, des Freiherrn Albrecht, ein neuer Hof aus starken massiven Gebäuden in der Nähe des alten Hofes, dessen Wirthschaftsgebäude nicht mehr zureichend und haltbar waren, auf einer Ansteigung erbauet worden. Der Freiherr Albrecht Maltzan verwaltete längere Zeit die Güter für seinen Vater und wohnte, bevor er Peccatel zum Besitze erhielt, in Rothenmoor. Bereits oben ist dieses Mannes als Alterthums- und Geschichtsforscher gedacht worden. Sein früher, am 11. October 1851 erfolgter Tod hat viele auf ein ferneres fruchtreiches Wirken gerichtete Hoffnungen vernichtet.

Die nach dem am 13. November 1862 erfolgten Ableben des Freiherrn Wilhelm, auf Moltzow und Ilkensee, noch lebenden Söhne des Landraths Freiherrn von Maltzan auf Rothenmoor erster Ehe sind: der Vicelandmarschall Adolph, auf Gross-Luckow und Langhagen, der Dobbertinsche Klosterhauptmann Julius, auf Klein-Luckow, der Justizrath Bernhard zu Rostock, der k. k. österreichische Rittmeister in der Armee Friedrich, auf Peccatel, Jennyhof, Brustorf und Peutsch; aus zweiter Ehe sind: Valrath Levin und Hermann.