Abschnitt 4

Unter diesen Umständen entschloss sich Johann Hinrich von Gühlen (gest. 1762) zu einem andern, vielleicht minder vorteilhaften Verkaufe. Er veräußerte Klein-Brütz mit dem dazu gehörigen Anteil des Dorfes Gross-Brütz an Ernst Joachim von Platen auf Garlin und Platendahl in der Priegnitz, welcher auch (1762) den nach Gottesgabe gehörenden Teil des eben genannten Dorfes von dem Landrat Carl Leopold von Halberstadt an sich brachte. (Gottesgabe war nämlich, nachdem es vierzig Jahre lang in fremdem Besitze gewesen, 1714 von dem Vater des Landrats, dem Hofmarschall Johann Christoph, wieder erworben worden.)

Herr von Platen musste zu Anfang der achtziger Jahre seine Besitzungen seinen Gläubigern überlassen. Aus dem Concurse kamen die Güter Klein- und Gross-Brütz am 12. Juli 1784 durch Adjudication in den Besitz des Hofmarschalls, dann Oberhofmarschalls Conrad Ignatius Franz Wilhelm Freiherrn von Lützow in Schwerin. Der neue Besitzer erbat 1793 die Erlaubnis zu einer neuen Grenz-Regulierung zwischen Klein- und Gross-Brütz. Durch dieselbe wurde von Gross-Brütz eine halbe Hufe und 25 3/32 abgenommen, und diese Fläche dem Gute Klein-Brütz zugelegt. Letzteres hatte nunmehr 7 Hufen 93 29/32 Scheffel, Gross-Brütz aber behielt 4 3/4 Hufen 48 6/32 Scheffel. Dieser genehmigten Regulierung gemäss wurde der Hufenstand beider Güter im Landeskataster umgeschrieben.
      Johanuis 1794 verkaufte der Oberhofmarschall Baron von Lützow das Gut Klein- Brütz mit Rosenberg und Eulenkrug und mit drei Comunion-Seen, dem Neumühl'schen, Lötgen- und Gottmannsförder - See, – ohne Gross-Brütz – für 150,000 Thaler an die Witwe Catharina Margaretha Bethmann, geborne Schaaf, in Frankfurt am Main. 3) Zur Zeit dieses Verkaufes bestand in Klein-Brütz eine Stärke-Fabrik unter einem Fabrikanten Burchard, welcher zu Gallen 1794 mit dem Verkäufer räumen sollte. Frau Bethmann verpachtete das Gut sogleich (9. Juli 1794) auf 21 Jahre an den Domherrn August Joseph Freiherm von Lützow für 5200 Thlr. N 2/3 jährlich.
      Am 10. Juli 1801 schloss Frau Bethmann eine Verkaufs-Punctation über Klein-Brütz c. p. mit dem Herrn August Joseph Ludwig von Wackerbarth aus Kogel in Ratzeburg. 4) Dieser trat jedoch noch vor Abschluss des Contractes sein Recht aus der Punctation an den Kammer- und Domherrn Adolph Friedrich von Witzendorff, auf Kaltenmoor, Westenbrügge, Uhlenbroock und Parkow, ab, welcher mit dem Trinitatis-Termin 1802 Besitzer von Klein-Brütz wurde. Von dem Kaufgelde von 151,000 Thalern N2/3 wurden 5600 Thaler abgerechnet als Ersatz für die minderen Guts- Revenüen während der annoch vierzehnjährigen Dauer des Pachtcontracts.


Während des Witzendorff'schen Besitzes erhielt die alte Brüsewitzer Feldmark auch eine kriegerische Berühmtheit. Unweit Rosenberg , bei den Rosenower Tannen, fiel am 26. August 1813 Theodor Körner. Der Gutsbesitzer Grieffenhagen auf Rosenhagen errichtete an der Stätte seines Todes im Jahre 1859 ein Denkmal. Es ist ein Obelisk aus mecklenburgischem Granit, unten 3 Fuss, oben 1 1/4 Fuss im Quadrat haltend und mit dem Sockel 19 Fuss hoch. Man erreicht den Platz vom Rosenberger Kruge aus in 10 Minuten.

Der Domprobst von Witzendorff auf Westenbrügge etc. etc. starb im Frühling 1819. Seine Söhne, der Schlosshauptmann Christian Otto Wilhelm von Witzendorff zu Eutin und der Drost Peter Friedrich Ludwig von Witzendorff zu Scharnebeck, verkauften zu Johannis 1819 das Gut Klein-Brütz mit dem Eulenkruge, dem Rosenberge, der Mühle und der Ziegelei für 131,000 Thaler N2/3. an den Herrn Adam Reimar Christoph von Schack auf Zülow, damals Vice-Director der Justizcanzlei in Schwerin, späteren Grossherzoglich Mecklenburgischen Geheimenrath und Bundestags - Gesandten in Frankfurt am Main. Dieser gab seinem neuen Besitze den alten historischen Namen wieder. In No. 30. des Officiellen Wochenblattes vom Jahre 1820 findet sich folgendes Publicat: „Auf Ansuchen des Canzellei-Vice-Directors von Schack auf Kleinen-Brütz, Amts Schwerin, ist dem gedachten Allodial-Gute Kleinen - Brütz der Name Brüsewitz, welchen Namen dies Gut in früheren Zeiten geführt hat, wieder beigeleget worden. Schwerin, den 2. Oktober 1820. Aus Grossherzogl. Landes-Regierung."

Der Geheimerath von Schack starb am 14. August 1852 zu Vevay am Genfer-See. Er hinterliess seine ansehnlich verschönerten und wirthschaftlich verbesserten Güter Brüsewitz und Zülow seinen beiden Söhnen zu gemeinschaftlichem Besitze. Durch brüderlichen Vergleich vom September 1862 wurde der ältere derselben, Adolph Friedrich von Schack, grossherzoglicher Kammerherr und Geheimer Legationsrath, zur Zeit in München,. – der als Verfasser der „Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Spanien," als Uebersetzer des Firdusi und als Dichter eine ausgezeichnete Stellung in der literarischen Welt einnimmt – alleiniger Besitzer von Zülow, während das Gut Brüsewitz – das um die Zeit dieser Besitz-Veränderung von Feuer schwer heimgesucht wurde – dem jüngeren Sohne, Rudolph von Schack, zu alleinigem Besitze anheimfiel.




3) Sie war die Wittwe des Johann Philipp Bethmann (gest. 27. November 1793), welcher mit seinem Bruder Simon Moritz 1748 das berühmte Bankierhaus Gebrüder Bethmann in Frankfurt am Main gegründet hatte, mithin die Mutter des in der Geschichte der napoleonischen Zeit bekannten Simon Moritz von Bethmann, Chefs des genannten Hauses und Erbauers der Bethmann'schen Villa, und die Grossmutter (von mütterlicher Seite) des Königlich Preussischen Staatsministers a. D. Dr. Moritz August von Bethmann-Hollweg.

4) Er nahm 1810 den von seinen Vorfahren geführten Grafen-Titel wieder an. Ein eben so origineller Sonderling als edler Menschenfreund, ist er auch Verfasser einer Reihe exeentrischer Schriften, wie „Merkwürdige Geschichte des berühmten Gog und Magog", „die Geschichte der grossen Teutonen" etc. etc. (geb. am 7. März 1770 zu Kutschendorf bei Cottbus, gest. am 19. Mai 1850 auf seiner Villa Wackerbarthsruhe bei Zietzschewig unweit Dresden).