XI. - Die neuen Versuche mit den alten Goldbergwerken der Ägypter

In diesem Abschnitt sollen nur Vorkommnisse und Verhältnisse Berücksichtigung finden, die bis zum Jahre 1907 Geltung hatten. Die ägyptische Goldminenspekulation, die in den Jahren 1903 bis 1905 ihre höchste Entwicklung erreicht hatte, scheint in den letzten Jahren aufgehört zu haben, die Börsenkreise überhaupt zu interessieren. In den Zeitungen ist während der Kriegsjahre so gut wie gar nicht mehr davon die Rede gewesen. Offenbar ist vielfach mehr Gold in diese Minen hineingesteckt als aus ihnen zutage gefördert worden.




Daß in den Quarzgängen der großen Granit- und Gneisregion zwischen Nil und Rotem Meer Gold von weiter Verbreitung sei, wußte man längst. Inschriften und Papyrustexte berichten ausführlich über die Goldminen der ägyptisch-nubischen Wüsten, die während der Epoche des Neuen Reiches in Betrieb waren. Gold muß aber schon in den ältesten Zeiten in den ägyptischen Bergen aufgefunden oder aus den nächsten Gebieten bezogen worden sein; denn in einem der prä- oder protohistorischen Gräber, die Quibell bei el-Kab aufgedeckt hat, fand sich als Totenbeigabe des Bestatteten ein kleiner Goldbarren und im benachbarten Hierakonpolis fand derselbe Ägyptologe den aus reinem Goldblech geformten Falkenkopf, der 596 Gramm wiegt und auch der protohistorischen Epoche der drei ersten Dynastien (bis 3300 v. Chr. hinaufreichend) angehört hat. Die Goldschmiedekunst stand schon zur Zeit der XII. Dynastie (2000 v. Chr.) auf einer sehr hohen Stufe, wie zahlreiche Grabfunde beweisen. Die in Tel-el-Amarna aufgefundenen Keilinschrifttafeln, die einen Nachrichtenaustausch bekunden, der zwischen Amenophis III. und Am. IV. und babylonischen und vorderasiatischen Königen stattgefunden hat (etwa zwischen 1400 und 1350 v. Chr.) setzen uns durch den, ägyptischen Königen zugeschriebenen, Goldreichtum in Erstaunen. Wie ich durch A. H. Sayce erfuhr, sind die erwähnten Tafelbriefe von wiederholten Nachfragen nach Gold erfüllt, und es heißt da immer, Gold sei im Lande der Pharaonen ja so häufig wie Staub. Wenn der König von Babylon des Goldes bedarf, um einen neuen Tempel zu schmücken, den er erbaut, so schreibt er darum nach Ägypten und erinnert den Pharao daran, daß nicht nur sein eigener Vater, sondern sogar der König des entlegenen Kappadoziens, daß beide der Freigebigkeit des ägyptischen Königs 20 Talente Gold zu verdanken gehabt hätten und daß nun ebensoviel auch an ihn verabfolgt werden könne.

Was nun die spätere Zeit anlangt, so bekundet ja der große Papyrus Harris, im Zusammenhang mit der Goldausbeute, die von Ramses III. (1200 v. Chr.) den Tempeln zuerkannten Opfer und Geschenke, aus denen sich erstaunliche Einnahmen des Königs folgern lassen.

Unter den Ptolemäern erfuhren die Goldminen eine noch größere Ausdehnung, und die arabischen Schriftsteller des Mittelalters erzählen von der um die Mitte des 10. Jahrhunderts in Nubien, dem Lande des Goldes (nub bedeutet im Altägyptischen Gold), wieder mit neuem Eifer in Angriff genommenen alten Minentätigkeit, die wesentlich dazu beigetragen hat, in diesem Gebiete der ethnischen Hegemonie der Araber und dem Islam die Wege zu ebnen.

Trotz aller unter der Regierung Mehemed Alis, vor etwa achtzig Jahren gemachten Anstrengungen, den Wert dieser Goldlager auf ihre Abbaufähigkeit zu prüfen, war die Frage dennoch bis in die neueste Zeit eine offene geblieben. Die Entlegenheit der Stätten, die aller Kraftmittel bare baum- und wasserleere Wüstenei des Etbai – diesen Namen führen jene Bergeinöden zwischen Nil und Rotem Meer – ließen von jedem ernsten Versuch einer Wiederaufnahme des alten Betriebes absehen. Dazu gesellte sich noch als Hauptübelstand, durch den die moderne Goldgewinnung zu der des Altertums in ein böses Mißverhältnis geriet, die Wertabnahme des Goldes selbst und der jetzt weit kostspieligere Betrieb vermittels freier menschlicher Arbeitskräfte, an Stelle der Sklaven und Kriegsgefangenen des Altertums. Aber die Gegenwart verfügt dafür wiederum über Mittel, die noch vor einem Menschenalter unbekannt waren oder für unverwendbar galten. Eisenbahnen bewältigen heutzutage die Wüsten, und früher wenig beachtete chemische Lösungskräfte erleichtern die Herausziehung auch der kleinsten Goldmoleküle aus verhältnismäßig ärmerem Gestein.

Es kann daher nicht wundernehmen, daß von dem Momente an, wo nicht nur Ägypten, sondern auch die gesamte Nilregion als Domäne Englands gesichert erschien, wo jeder Geldanlage in diesem ungeheuren Gebiet die eigene staatliche Garantie schützend zur Seite stand, ein Herbeiströmen von englischem Kapital erfolgen mußte, das sich nun auch in der Tat über jene verschollenen Trockentäler der ägyptischen und nubischen Gebirge zu ergießen begann. Es war zwar immer noch fraglich, ob schließlich nicht doch mehr englisches Gold verbraucht als nubisches gewonnen werden würde, aber keinem Zweifel konnte es unterliegen, daß ein so großartiger Aufwand an Intelligenz und Energie, wie er nun von den vielen im Lande tätigen Minengesellschaften geschah, für Ägypten und für den Sudan von der allergrößten Bedeutung und wohl geeignet sein mußte, die Entwicklung dieser Gebiete mächtig zu fördern.

Zwar hat man oft über den verderblichen Einfluß des Großkapitals in neuerschlossenen Kolonien Beschwerde führen gehört, wenn eine aufkommende Latifundienwirtschaft die selbständige Betätigung des einzelnen, namentlich der Ansiedler lahmlegte. Über ähnliche Übelstände wurde besonders in Rhodesia geklagt. Im Etbai, dem Lande der alten Ichthyophagen (heute Ababde) und Troglodyten (heute Bischarin), liegen die Verhältnisse ganz anders. In diesem weiten Gebiete zwischen 19° und 25° nördl. Br., wo in einer Ausdehnung von 400 000 Quadratkilometer kaum ein Bewohner auf vier von ihnen kommt, wo kein gepflanzter Halm gedeiht und von Haustieren nur Kamele, Schafe und Ziegen, kaum Esel natürliche Weide finden, hier war die Unternehmungslust der Londoner Kapitalisten nur mit Freuden zu begrüßen; sie konnte Steine in Brot verwandeln. Auch die Wissenschaft konnte dabei nicht leer ausgehen. [Fußnote]Sehr wenig ist in dieser Richtung geschehen. Die umherziehenden Prospektoren haben ordentliche Kartenaufnahmen nicht zustande gebracht, und wenn sie auch topographische Lokalskizzen herstellen mußten, so werden die betreffenden Syndikate zu ihrer Veröffentlichung nicht gern die Hand geboten haben. Die endliche Enthüllung des geographischen Kartenbildes vom Etbai, dieses alte Desiderat, hätte nun doch nicht mehr lange auf sich warten lassen müssen. Überall an den Stätten, wo vor Jahrhunderten oder vor Jahrtausenden dem Goldquarz nachgespürt worden ist, haben sich auch Spuren des alten Betriebes erhalten, in unzähligen Mauerresten und in gewaltigen Schutt- und Schlackenhaufen. Die Berichte der zahlreichen zur Auskundschaftung geeigneter Schürfstellen ausgesandten Expeditionen boten in dieser Hinsicht viele interessante Einzelheiten dar, die wohl verdienten, die Aufmerksamkeit der Ägyptologen und Altertumsforscher auf dieses bisher so unzugängliche Gebiet zu lenken. Vor allem wird es aber doch eines geübten Auges bedürfen, um im flimmernden Sonnenglanz der stets glühenden und im einförmigen Einerlei von braun in braun abgetönten Felswände die schriftlichen Überlieferungen des Altertums zu erspähen. Auch mögen die Hausruinen der alten Grubenarbeiter, die Türme, Kastelle und Wachthäuser auf den Höhen, die zu Hunderten über das Land zerstreut sind, noch manchen beschriebenen Stein, manchen überraschenden Fund in Aussicht stellen, der neues Licht auf die Vergangenheit dieser merkwürdigen Minenindustrie zu werfen imstande wäre.

Von neu entdeckten Ausbeutungsstellen ist kaum irgendwo die Rede. Nur in den seltensten Fällen sind Stellen mit goldführenden Quarzgängen aufgefunden worden, die nicht schon von den Alten ausgebeutet worden wären, denn überall führten Schlacken, Steinmörser, Felssprengungen und andere Überbleibsel des alten Betriebs auf die Spur. Daher durfte ich jetzt auch von neuen Versuchen, die alten Goldminen wieder auszubeuten, sprechen, statt von neuen Betrieben.

25 verschiedene Gesellschaften und Syndikate waren bis 1903 von der ägyptischen Regierung konzessioniert worden und bis zum Beginn des Oktobers waren nicht weniger als 35 Expeditionen in die ägyptisch-nubischen Wüsten entsandt worden zur Erkundung von Schürfstellen. Die Anteilscheine lauteten überall auf 1 Lstr. Die Mehrzahl dieser Gesellschaften verfügte über Kapitalien im Betrage von je 100 000 Lstr. und mehr, eine von ihnen sogar über 250 000 Lstr. Es konnte nicht überraschen, daß bei solcher Hochflut der Spekulation auch viele unlautere Gründungen mit unterliefen. Als ein Mißbrauch wurde es namentlich bezeichnet, daß die Börsenspekulation in einzelnen Fällen sich der Anteilscheine bemächtigte, noch während die Prospektierungsexpeditionen im Gange waren. Ein Syndikat soll sogar solche Anteilscheine bereits auf den Markt gebracht haben, bevor das Prospektieren noch überhaupt begonnen hatte, sodaß solchergestalt Geist und Wortlaut der Abmachungen in flagranter Weise verletzt wurden.

Auf Grund der durch die ersten dieser Erforschungszüge, durch die des Ingenieurs C. J. Alford im Jahre 1899, erzielten Ergebnisse hatte die ägyptische Regierung zunächst beschlossen, daß besonders leistungsfähigen und verantwortlichen Personen und Korporationen gewisse Teile des Gebiets, die Aussicht auf Erschließung ausbeutungsfähiger Lager darboten, zu je Hunderten und Tausenden von englischen Quadratmeilen zuerkannt wurden. Die Zuerkennung solcher Erkundigungsfelder (prospecting areas) geschah für eine begrenzte Zeitdauer und dem Konzessionär wurde innerhalb seiner Konzession das ausschließliche Erkundigungs- und Schürfungsrecht zuerkannt, zugleich mit der Befugnis, den Abbau jedes einzelnen der entdeckten Lager an andere zu verpachten. Die Lehensbesitzbedingungen betrafen mithin zweierlei Stadien, ein zeitweiliges der Auskundschaftung und Erforschung des zuerkannten Gebiets und ein dauerndes der Minenpachtung.

Die ägyptische Regierung und die des ägyptischen Sudans haben hinsichtlich der Erteilung von Konzessionen verschiedene Grundsätze aufgestellt, die erstere, bedächtiger im Beginn ihrer Minengesetzgebung, legte Vorsicht an den Tag und stellte strengere Bedingungen, die letztere gestattete behufs Heranziehung des Kapitals größere Erleichterungen. So ließ sich die ägyptische Regierung an jährlicher Minenpacht (Erze und Metalle jeder Art) 2 Pfund äg. (= 20 Mk 80 Pf.) für den Feddan (= 4200 qm.) zahlen, die Sudanregierung begnügte sich mit 1 Pfd. äg., wenn Gold oder Silber, mit einem halben Pfd. äg., wenn andere Erze in Betracht kamen. Die Minenpachtung war in Ägypten auf 30 Jahre festgesetzt, mit fakultativer Verlängerung auf je 15 Jahre, die Sudanregierung verlangte eine Erneuerung der Pachtbedingungen nach Ablauf von 21 Jahren. Noch größer war der Unterschied, den beide Regierungen in betreff der Lehensbesitzbedingungen stellten. Die ägyptische erheischte vom Konzessionär ein Depot von 1000 Pfd. äg., die des Sudan war mit 100 Pfd. äg. zufriedengestellt.

Der Erlaß einheitlicher Minengesetze war ein dringendes Bedürfnis, ließ sich aber nicht durchführen, solange die Verwaltung beider Länder nicht auf eine gemeinsame Grundlage gestellt war.

Unter den 25 konzessionierten Gesellschaften sind fünf, die eine dominierende Stellung innehatten, durch die Bedeutung der ihnen zuerteilten Gebiete und die Zahl der sich an diese anlehnenden Nebengesellschaften. Die angesehenste und reichste scheint die Egyptian Mines Exploration Company zu sein. Sie war unter den konzessionierten die älteste und das ihr seit Mai 1900 erteilte Recht erstreckte sich innerhalb des eigentlichen Ägyptens, zwischen 25° und 27° n. Br. längs des Roten Meeres auf ein Gebiet von 10 000 englischen Geviertmeilen. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit konzentrierte sich auf die alten Goldminen von Um-Ruß, wo in Schächten von einigen hundert Fuß Tiefe goldhaltige Quarzgänge von 8 bis 36 Zoll Dicke einen Probeertrag von je 1 Unze 8 Pfenniggewicht, von 1 Unze 25 Pfgw. und in einem Fall sogar von 3 bis 10 Unzen auf die Tonne von 2240 Pfd. Troy-Gewicht des Gesteins ergeben haben sollen, laut Bericht des Oberingenieurs C. J. Alford von Februar 1903. Letzterer hielt die Minen, wenn die goldführenden Gänge sich in der Tiefe fortsetzen, für abbaufähig. Es wird behauptet, daß bei Beginn der südafrikanischen Goldspekulation keine Mine für rentabel galt, die weniger als zwei Unzen auf die Tonne zu liefern vermochte, während man sich heute daselbst mit weit geringeren Erträgen begnügt.

Um-Ruß ist unter 25° 30' n. Br. gelegen, 7 km vom Roten Meer, in dem auch von mir 1864 besuchten Uadi-Mbaruk gelegen, das bei einer kleinen Fahrzeugen zugänglichen Bucht dieses Namens mündet. E. Floyer, der ägyptische Telegraphendirektor, der die alten Minen im Jahre 1891 besichtigt und als erster beschrieben hat, gibt die Ausdehnung der daselbst zutage tretenden Quarzgänge auf 5 englische Geviertmeilen an, und Alford schätzte das von den Gruben eingenommene Areal auf 1500 acres (6,07 Quadratkilometer). Hunderte von den alten Steinhütten der Arbeiter sind nach Floyer bei Um-Ruß noch sichtbar und von der Ansiedlung aus griechisch-römischer Epoche (Nechesia des Ptolemäus) sollen dort gegen 300 Hausruinen erhalten sein. Die alten Goldminen von Mysore in Südindien, die heute wieder genügenden Ertrag abwerfen, sollen überraschende Analogien mit denen von Um-Ruß an den Tag legen. Dort erreichten die Stollen eine Tiefe von 400 Fuß, man hoffte aber in Um-Ruß mit solchen von geringerer Ausdehnung sich begnügen zu können. [Fußnote]Von Um-Ruß zum Meer bei Embarek war 1905 bereits eine kleine Eisenbahn, ferner waren elektrische Mühlen und Felsbohrer u. dergl. in Betrieb.

Den nördlichen Teil ihrer Konzession hatte die erwähnte Kompagnie, die das Gebiet in eine Anzahl von Prospektierungsparzellen zerlegte, bereits an eine reiche Zweiggesellschaft, an die Fatirah Exploring Compagnie in Pacht gegeben, die auf diesem 1200 englische Geviertmeilen umfassenden Gebiet in der Gegend des Gebel-Fatireh (Mons Claudianus) am Gebel Hadrabia (26° 40' n. Br.) am Gebel Aralia, am Um Esch, bei Debach und bei Fauachir (letzteres an der Keneh-Kosser-Straße) ihr Heil versuchen wollte. An allen diesen Stellen sind vielfache Spuren eines alten Minenbetriebes ersichtlich, aber die ägyptischen Landesgeologen Barrow und Hume, die das in Betracht kommende Gebiet in den Jahren 1897–1898 erforscht haben und darüber ein eigenes mit Karten ausgestattetes Werk veröffentlichten, äußerten sich über das dortige Vorkommen von Gold ziemlich skeptisch. Sie behaupteten, daß in ihren von anstehenden Gängen entnommenen Proben kein Gold nachzuweisen gewesen sei, sie wollten allerdings nicht in Abrede stellen, daß dieses Metall überall in der Region, wo metamorphisches Gestein mit Graniten in Kontakt kommt, vorhanden sein könne. Inzwischen sollen die Ingenieure der genannten Zweiggesellschaft in der Tat das Vorhandensein von Gold an den bezeichneten Örtlichkeiten nachgewiesen haben Die Fatirah-Mine soll nach einem Bericht von 1905 in einer 35 Zoll breiten Quarzader 15 dwts. 13 grns. Gold auf die Tonne geliefert haben, und in einer anderen 16 dwts. auf die Tonne.

Auf die Egyptian Mines Exploration Cy. folgte im Süden das Gebiet der Egyptian Hamesh Concession, die dem Sudan Mining Syndicate zugehört, das unter Leitung der im südindischen Betriebe bewährten Ingenieure John Taylor and Sons stand. Die Gesellschaft hatte Anrecht auf 20 000 engl. Geviertmeilen und war vorläufig mit Prospektieren beschäftigt. Von den durch sie geförderten Arbeiten hat man trotz der darauf verwandten großen Kosten noch nicht viel gehört, aber ihr Gebiet ist von außerordentlichem Interesse. In den Bereich ihrer Pachtung, die sich südlich vom 25° n. Br. über den Rest des eigentlichen Ägyptens und über die längs des Roten Meeres hinziehende Gebirgszone erstreckt, fallen viele mit Überbleibseln aus dem Altertum versehene Örtlichkeiten des früheren Minenbetriebs, Hamesch, Sighit, Hoffeiri, Sikaït, Gebel, Sebara, Uadi Gemal, Uadi Chaschab u. a. Auch die noch etwas problematischen Smaragd- und Topasgruben gehören hierher. Die bei Hamesch und Samut begonnenen Arbeiten haben in mehreren Brunnenschächten reichen Wasservorrat erzielt. Die Ruinen von Hamesch liegen nach Floyer unter 24° 40 Min. n. Br. am westlichen Fluß der Granitkette und nahe am Ursprung des beim Gebel-Selsele in die Nilebene auslaufenden Uadi-Schaït. Die daselbst erhaltenen, von großen Scherbenmengen umgebenen Hausreste sollen einen durchaus europäischen Charakter zur Schau tragen. Viele tausend Tonnen Gestein müssen hier von den Alten aus den Schächten zutage gefördert worden sein. Mit überraschender Sorgfalt sind die Galerien angelegt und Stützpfeiler zum Tragen der Decke aus dem geförderten Gestein ausgespart. Der östliche die Küste umfassende Teil dieser Hamesch-Konzession wurde 1905 Besitz von Streeters Konzession.

Als nächstes Konzessionsgebiet reihte sich im Süden das der Egyptian Sudan Minerals an, einer reichen, 1896 konzessionierten, aber 1905 liquidierten Gesellschaft, deren Anrecht sich über 5500 englische Geviertmeilen eines zwischen 22° und 23° n. Br. befindlichen und landeinwärts bis zu 34° östlich. Länge v. Gr. reichenden Gebirgslandes erstreckte, im Herzen des alten nubischen Goldlandes, dessen grausamer, auf äußerste Ausbeutung menschlicher Kraft basierter Minenbetrieb zu ptolemäischer Zeit uns in den Berichten von Agatharchides und Diodor klargemacht worden ist. Hier sind die vom französischen Ingenieur Linant de Bellefonds in den dreißiger Jahren wiederaufgefundenen Goldminendistrikte die sich im Umkreise des Gebel Ellebe oder Elba befinden. Das große, gegenüber von Dakkeh am Nil auslaufende Uadi Alaki (Allagi), von dem später die Rede sein soll, nimmt in diesen Bergen seinen Ursprung. In den vom Westabhange des zentralen Gebirgsmassivs herabkommenden Quelltälern des großen Sammeluadis liegen die alten Minenstätten, die heute den Namen Derekib und Hegatt führen und wo zahlreiche Zeugnisse von einem ungemein ausgedehnten Minenbetrieb vorliegen, die für den Altertumsforscher gewiß noch manche Überraschung aufbewahren mögen. Vor allen Dingen handelt es sich um Ausfindigmachung von Inschriften, die dort doch irgendwo vorhanden sein müssen. Die Gesellschaft der Egyptian Sudan Minerals hat das Hauptquartier ihrer Arbeiten zu Derekib aufgeschlagen und ein altes Kastell, das die Ansiedlung beherrscht, wohnlich eingerichtet. Nach Linants Beschreibung sind hier mit dem Granit Schiefer in Kontakt, die von weißen Quarzgängen durchzogen werden, an die sich rote und gelbe Tonlager anschließen. Die Umgegend ist nach allen Richtungen hin von Gruben und Stollen durchsetzt. Tiefe Vertikalschächte sind durch Galerien unter sich in Verbindung gebracht, und an dem Ende einer solchen fand man den goldhaltigen Gang durch eine solide Mauer aus Ziegelstein verbarrikadiert. Es fehlt nicht an Wasser in den Brunnen und natürlichen Zisternen.

Am Vereinigungspunkte des Uadi Alaki mit den Uadi Alfaui sind die Werke gelegen, die den Namen Alfaui führen und die gleichfalls im Altertum ausgebeutet wurden. Die alten Schächte sind jetzt verschüttet. Da die besten Quarzgänge, die meist zwischen Schiefern und Granit verlaufen, bereits von den Alten ausgebeutet worden sind, ist hier, wie bei Derekib auf einen höheren Ertrag als 1 Unze auf die Tonne nicht zu rechnen. Man ist daher auf die Suche nach neuen Gängen gezogen und dabei, wie es scheint, erfolgreich gewesen. Ende März 1903 konnten die bei Alfaui tätigen Werkmeister Lake und Kay berichten, daß sie in einem neuen Schacht bei 40 Fuß Tiefe auf einen Gang gestoßen seien, von dem die Probe 6 Unzen Reingold auf die Tonne ergab. Der Durchschnittsertrag soll 2 ½ Unzen betragen haben.

Im Westen ihres Gebietes hat die Gesellschaft der Egyptian Sudan Minerals, die es in verschiedene Teilkonzessionen zerlegte, die Sseïga-Konzession prospektiert. Man kann zu Kamel von Assuan aus in vier Tagen dahin gelangen auf einem auch für Karren und selbst Fahrräder zugänglichen Weg. Die Entfernung beträgt gegen 210 km (nach Linants Karte) in Südsüdost von Assuan. An drei Stellen findet sich unterwegs reichliches und gutes Trinkwasser, bei Umm Hobal, bei Nagib und im Uadi-Haimar. Über die Sseïgawerke berichtete im Februar 1903 der Verwalter der Gesellschaft Captain Mc. Cormick voller Begeisterung. Die alten Minen daselbst wären geradezu ein Wunderwerk und die von allen Mitgliedern der Expedition geteilte Ansicht ginge dahin, daß nie so schöne Gänge gesehen und auch nirgend welche angetroffen seien, die leichter zu übersehen und auf Schürfungsfähigkeit zu erkunden wären.

Die Alten scheinen bei Sseïga ihre Schächte nur bis zu 60–90 Fuß Tiefe geführt zu haben. Einem ungeheueren Quarzgang von 10–30 Fuß Mächtigkeit folgend, der in eine Schieferformation ausläuft, haben sie dort einen besonders reichen Erzgang erschlossen. In »African World« sind photographische Abbildungen von diesen interessanten, für Archäologen sehr verlockenden Vorkommnissen, zu sehen.

Am erfolgreichsten in ihren Erkundigungen scheint indes von allen Konzessionsgesellschaften bis jetzt die Ende 1901 gebildete Nile-Valley-Company gewesen zu sein, deren Gebiet sich westlich vom 34° östl. Länge von Gr. an das der Egyptian Sudan Minerals anschließt und den Unterlauf des Uadi-Alaki innehat, der alten Heerstraße der frühesten ägyptischen Goldexpeditionen. Das zwischen 22° und 23° nördl. Breite gelegene und bis an den Nil zwischen Uadi Haifa und Dakkeh reichende Gebiet dieser Mutung umfaßt einen Flächenraum von über 7000 engl. Geviertmeilen. Laut Bericht verfügte die Gesellschaft 1905 über einen Barbestand von eingezahlten 225 000 Lstr. arbeitenden Kapitals. Ihr stand das Recht zu, Teilstrecken von je 25 engl. Geviertmeilen an Nebengesellschaften in Pacht zu geben. Die Teilnehmer sind gebunden, 6 Monate nach Abschluß des Pachtvertrages mit den Arbeiten zu beginnen. Der der Muttergesellschaft zu entrichtende Anteil am Gewinn wird je nachdem auf zwischen 30 und 45 Prozent festgesetzt.

Den Mittelpunkt dieser seit November 1902 schwunghaft betriebenen Schürfungen bildete die von den arabischen Geographen Idrisi und Abulfeda beschriebene alte Minenstätte im Uadi-Alaki, die heute den Namen Umm-Garayat (arabisch »Mutter der Dörfer«) führt, im ägyptischen Altertum aber Akita hieß. Umm-Garayat liegt unter 22° 40' n. Br. und 33° 18' ö. L. von Gr. in Südost 40 engl. Meilen vom Nil bei Dakkeh. Auf Linants Karte des Etbai vom Jahre 1854 ist Garayat richtig eingetragen, obgleich weder dieser noch irgend ein anderer Reisender vor Mr. Wells, dem früheren Minenverwalter der Gesellschaft, diesen Platz besucht zu haben scheint. Gegenüber von Dakkeh liegt am rechten Nilufer das Dorf Kuban, wo das große Uadi-Alaki ausmündet, und an diesem Platze wurde die Steininschrift aufgefunden, deren Wortlaut in der »Geschichte Ägyptens« von H. Brugsch ausführlich wiedergegeben ist und die über die unter Ramses II. vorgenommene erfolglose Brunnenbohrung im Tal der Goldgruben berichtet. Aus einem merkwürdigen Papyrus der Turiner Sammlung, der sogar graphisch die Grubenanlagen von Akita zum Ausdruck bringt, geht ferner hervor, daß bereits Seti I. (1400 v. Chr.) dort Gold gewinnen ließ. Die folgenden Beischriften auf diesem Papyrus dürften von Interesse sein: »die Berge, aus welchen das Gold herausgezogen wird. Sie sind mit roter Farbe angemerkt«. »Die Straße, welche verlassen ist, nach dem Meere zu.« »Die Häuser von ... der Goldwäsche.« »Der Brunnen.« »Der Denkstein des Königs Mineptah I. und des Seti I.« (wäre aufzusuchen!) »Das Heiligtum des Ammons in dem heiligen Berge« usw.

Die heutigen Mineningenieure wissen von »zahlreichen Überbleibseln alter Dörfer (»Mutter der Dörfer«) mit zerstörten Wachtürmen auf den Bergen« zu berichten, die der Gegend von Umm-Garayat ein eigenartiges Gepräge erteilen. Die Masse der aus den alten Gruben daselbst zutage geförderten Steine wird von ihnen auf einige 100 000 t geschätzt. Die eigentliche Minenarbeit der Alten ergab sich aus der Betrachtung mancher Einrichtungen und Gerätschaften, die sich vorfanden, so der Sortierhäuser, der Handmühlen und Mörser, der großen Haufen von Steinscherben, verschiedener Schlagwerkzeuge aus hartem Gestein u. dgl. Das zum Waschen des zerkleinerten goldführenden Quarzes erforderliche Wasser wurde aus Brunnen und Sammelbecken geschöpft, auch fanden sich aus Stein errichtete Staudämme zum Aufspeichern des Regenwassers.

Andere Minenstätten des Altertums sind in der Nachbarschaft vorhanden, so bei Absciel, wo ungeheure Massen von Steintrümmern und große Schlackenhaufen von der Emsigkeit des alten Betriebes Zeugnis ablegen, und wo die Prospektoren noch reiche Funde zu machen hoffen, da auch Kupfererze daselbst nachgewiesen worden sind. Andere Werkplätze aus alter Zeit sind zu Autschani zu sehen, ferner bei Dimhed, Umm-Gadia und besonders bei Marara, an denen während des Septembers 1903 prospektiert worden ist. Umm-Garayat liegt übrigens bereits nahe an der Westgrenze der Granitregion, denn wenige Kilometer weiter in West beginnt der Nubische Sandstein, der sich ununterbrochen bis zum Nil ausdehnt. Die mit besonderem Eifer hierselbst ins Werk gesetzten Schürfungen lieferten überraschende Ergebnisse. Ein alter Vertikalschacht wurde bei 69 Fuß Tiefe bis auf den Grund freigelegt. Der goldführende Gang ergab Proben im Werte von 4 bis 10 Unzen auf die Tonne berechnet. Bei Weiterführung des Schachtes wurden noch 2–3 Unzen pro Tonne erzielt und die 10 bis 30 Zoll starke Quarzader bis auf 106 Fuß Tiefe verfolgt. Alsdannn wurde in verschiedenen Richtungen mit Querstollen vorgegangen, wobei man an einer Stelle auf derartig reichen Goldquarz stieß, daß im Laufe von zwei Tagen Gold im Werte von 1180 Lstr. ausgeschieden werden konnte. Ferner wurde ein mächtiger Quarzgang von 6 Fuß Dicke in Angriff genommen, der zwei Unzen pro Tonne ergab. Mit solchen wertvollen Probestücken kehrte Wells nach England zurück, um Vorbereitungen zu einer neuen Expedition in größerem Maßstabe zu betreiben. Diese brach im September 1902 auf. Im Juli 1903 konnte berichtet werden, daß allein durch die bisherige Probegewinnung bereits Gold im Wert von 13 557 Lstr. gewonnen sei, während die Gesamtausgaben der Gesellschaft im ganzen den Betrag von 32 000 Lstr. erreicht hatten. Im Februar 1906 berichteten die Ingenieure Lake und Currie, daß der Hauptschacht bereits bis zu einer Tiefe von 424 Fuß getrieben worden sei.

Mit 150 in Keneh angeworbenen Ababde wurden die Schürfungsarbeiten zu Umm-Garayat in Angriff genommen und die Ingenieure waren von ihren Leistungen durchaus befriedigt. Ababde und Bischarin sind die hamitischen Nomadenstämme, die das weite Gebiet des Etbai seit undenkbaren Zeiten innehaben. Die Nile-Valley-Company ist auch hinsichtlich der Wasserfrage vom Glück begünstigt gewesen, indem sie sich in einem 113 Fuß tiefen Brunnenschacht beständigen Zufluß sichern konnte, der vermittelst Pumpen täglich 2000 Gallonen (10 000 Liter) liefern sollte.

In das Gebiet der Nile-Valley-Company fällt auch eine interessante in Südost von Umm-Garayat gelegene örtlichkeit im Uadi Onguat, das von Süden dem Uadi Alaki zufließt. Auf einer von Kapitän Lyons entworfenen großen Manuskriptkarte seiner Aufnahmen von 1895 sind bei dem Bir-Ongat oder Onguar, einem sehr wasserreichen Brunnen unter 22° 14' n. Br. Felsinschriften mit rohen Zeichnungen von langhörnigen Rindern und rohgemeißelten Hieroglypheninschriften angegeben. 200 Fuß westlich davon ist die Inschrift »der Schreiber Amenhotep« zu lesen.

Im südlichsten und bisher am wenigsten erforschten Teil des Etbai war 1903 dem Gabait (Sudan) Mining Syndikate eine Mutung zugewiesen worden, deren Gebiet (später Victoria Investment Corporation) in einer Ausdehnung von ungefähr 8000 engl. Geviertmeilen innerhalb 20° und 22° n. Br. von der Roten Meerküste landeinwärts bis zum 36° öst. L. von Gr. reichte und im Norden an das Gebiet der Egyptian Sudan Minerals grenzte. Veranlassung zu dieser Konzession gab die von Theodore Bent im Jahre 1896 gemachte Entdeckung von alten Goldminenstätten im Westen des Irbagebirges, nahe bei Kap Rauai unter 21° n. Br. Bent hat über seine damals waghalsige Exkursion in ein Gebiet, das zum Teil noch von Mahdisten besetzt war, in dem Journal der Londoner Geographischen Gesellschaft (Juli 1896) berichtet, aber keine Karte dazu entworfen. In sechs Tagereisen erreichte er von dem ägyptischen Küstenposten Mohammed-Ghul (Rauai) aus, den Gebel-Irba auf der Nordseite umgehend, das Uadi-Gadai und drei Wegstunden weiter westlich das Uadi-Gabait, wo er die Überbleibsel einer alten Minenstadt auffand. Bei den Trümmern von 700–800 Steinhütten fanden sich Hunderte von wohlgearbeiteten Steinmörsern zum Zerkleinern des Goldquarzes, der in der Nähe gefördert worden war. Auch einer griechischen Inschrift daselbst tut Bent Erwähnung, er war aber wegen ihrer schlechten Erhaltung außerstande, sie zu lesen. Auch im Uadi Hayet fand der Reisende ausgedehnte Reste von einer alten Niederlassung, desgleichen an einer weiter im Westen gelegenen Stelle mit Namen Oso.

Im März 1903 waren die Ingenieure des Gabait-Syndikats Noel Griffin und W. H. Snell zu einer vorläufigen Rekognoszierungstour durch das Konzessionsgebiet aufgebrochen. Sie sind drei Monate unterwegs gewesen und wollen 1200 englische Meilen zurückgelegt haben. Im September d. J. hat das Syndikat, das sich einer großen Öffentlichkeit befleißigt, eine in größerem Stil angelegte Expedition dahin ausgesandt, geführt von dem Ingenieur Griffin, dem elf weiße Bergleute beigegeben waren. Die Arbeiten sollten zunächst an den von Bent erkundeten und von Griffin auf seiner ersten Expedition untersuchten Minenstätten von Akelabellah (Okele-Belha) und Uadi Oie in Angriff genommen werden. Der erstgenannte Platz ist, der Angabe nach, bloß 11 engl. Meilen vom Militärposten Mohammed Ghul entfernt.

Im Uadi-Oie sind, nach dem ersten Bericht von Griffin, die alten Werke von großer Ausdehnung. Eine dort vorhandene Galerie oder Schachtgrabung soll sich in 675 Fuß Länge hinziehen und mit einem 4 Fuß hohen und 50 Fuß tiefen Zugang versehen sein. Der genannte Ingenieur behauptet, daß ihm in Rhodesia, dem alten Ophir, nichts vorgekommen sei, was sich an Größe der Anlagen und an Ergiebigkeit der Gänge mit denen der Konzession vergleichen lasse. Er fand drei alte Türme von 30 Fuß Höhe und 12 Fuß Dicke, zwei von diesen in geringer Entfernung von der Küste. Der eine der Türme soll mit einem solid gewölbten Kuppeldach versehen sein. Bent hielt sie für Signaltürme. Griffin ist der Ansicht, daß genaue Nachforschungen daselbst einem Altertumsforscher wichtige Ergebnisse liefern könnten.

An den alten Minenstätten von Gabait sind Hausruinen nach allen Richtungen über das Land zerstreut und bedecken daselbst viele Acres, streckenweise zählen sie nach Hunderten. Griffin brachte auch von den merkwürdigen Steinmörsern bezw. Handmühlen, die Bent beschrieben und abgebildet hat, mehrere Exemplare mit. Die von ihm vorgelegten zwei Proben von Goldquarz ergaben an Reingold, auf die Tonne zu 2340 Pfund berechnet, die eine 5 Unzen 16 Pfgw. 23 Gr., (dazu 1 Unze 8 Pfgw. 2 Gr. Silber), die zweite 13 Unzen 4 Pfgw. 17 Gr. Gold und 1 Unze 8 Pfgw. 19 Gr. Silber Troy-Gewicht. In einem der alten Schächte, zu dem die Ingenieure hinabgestiegen waren, wurde ein Quarzpfeiler von 18 Zoll Durchmesser vorgefunden, der als Deckenträger im Gestein ausgespart war und eine Prüfung des hier ausgebeuteten Ganges gestattete. Er enthielt Gold und Silber in reichem Verhältnis. Von den großen Haufen des zutage geförderten Gesteins, die in einer Reihe von 1500 Fuß Länge aufgeschichtet waren, wurde ein großer Vorrat von Proben behufs chemischer Analyse mitgenommen. Der Goldgehalt, der sich daraus ergab, betrug zwischen 2 und 4 Unzen pro Tonne, mit entsprechendem Anteil von Silber. Der Durchschnittsertrag von vierzehn Proben lieferte 17 ½ Pfenniggewicht Gold und 4 Pfenniggewicht Silber, auf die Tonne berechnet (20 Pfgw. = 1 Unze). Außer den von Th. Bent entdeckten Minen wurden auch noch im südwestlichen Teil der Konzession alte Werkplätze bei Gabatilo und Radschakinde festgestellt, die namentlich bei der letzten genannten Örtlichkeit von großer Ausdehnung sind und durch zahlreiche vorgefundene Steinmörser von der Emsigkeit des alten Betriebes Zeugnis ablegen.

Aus den obigen Angaben wird ersichtlich, daß in dem großen Gebiete des noch so wenig bekannten Etbai zwischen 19° und 25° n. Br. Überbleibsel aus dem Altertum in großer Zahl vorhanden sind und nur ihrer Erforschung von geübten Archäologen harren, um die Wissenschaft mit den wichtigsten Tatsachen zu bereichern.

Gerade im Jahre 1904, als die von verschiedenen Minengesellschaften ausgerüsteten Expeditionen sich meistens noch im Stadium einer versuchsweisen Erkundung von geeigneten Schürfungsstellen befanden, wo sie unablässig bestrebt waren, alle Winkel und Schluchten der fast menschenleeren Gebirgseinöden zu durchspüren, durfte die Gelegenheit für wissenschaftliche Forschungsreisende eine besonders verlockende gewesen sein, sich an dem einen oder anderen Unternehmen zu beteiligen. Da die Gesellschaften in ihrem Besitz durch die räumliche Feststellung ihrer Konzessionen gesichert waren, hätten sie auch gewiß, jeder Geheimtuerei abhold, nichts gegen eine solche Begleitung ihrer Expeditionen einzuwenden gehabt, aber die Wissenschaft hat die ihr dargebotenen Aussichten auf Erfolg nicht auszunützen verstanden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Afrikanisches Skizzenbuch